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Trumps Eskalation in der Karibik: Kommt es zum Krieg mit Venezuela?
Seit Monaten bombardieren die USA angebliche Schmugglerboote von Drogenhändlern. Nun hat US-Präsident Donald Trump Kriegsschiffe vor die Küste Venezuelas verlegt.
Stand:
Auf den ersten Blick geht es bei den jüngsten US-amerikanischen Angriffen auf vermeintliche Drogenboote vor der Küste Venezuelas um Kokain. Und das ist auch nicht ganz falsch.
Venezuela ist ein wichtiger Umschlagplatz im internationalen Drogenhandel. Ein Großteil des in Kolumbien produzierten Kokains gelangt über venezolanisches Territorium auf die Weltmärkte – über Routen durch die Karibik oder Mittelamerika in die USA, teilweise auch über Afrika nach Europa.
Zwar sind Vorwürfe aus den USA, der Staat sei tief verstrickt, häufig überzogen. Doch dass Teile des hoch korrupten Apparats – möglicherweise sogar Präsident Nicolás Maduro selbst – vom Schmuggel profitieren, ist wahrscheinlich.
Für Donald Trump sind die Angriffe politisch vorteilhaft. Sie bieten ihm eine einfache Möglichkeit, Entschlossenheit zu zeigen – im Kampf gegen eine Bedrohung, die, wie er gern betont, „mehr Amerikaner tötet als jeder Krieg oder jede Form von Terrorismus“.
Doch hinter dem Anti-Drogen-Narrativ steckt noch eine zweite Agenda: der Wunsch nach einem Regimewechsel in Caracas.
Ob aus den Spannungen vor der Küste Venezuelas ein Krieg wird, ist also nach wie vor ungewiss. Aber wer die Geschichte amerikanischer Interventionen kennt, weiß: Sie beginnen selten mit einem klaren Beschluss.
Peter R. Neumann
Seit über fünfundzwanzig Jahren herrscht dort eine linkspopulistische Regierung, die im Laufe der Zeit immer autokratischer geworden ist. Sie unterdrückt die Opposition und pflegt enge Beziehungen zu Russland, China und dem Iran.
Außenminister Rubio ist treibende Kraft
Für Trumps Außenminister Marco Rubio, Sohn kubanischer Einwanderer und Hardliner in Lateinamerika-Fragen, ist das ein rotes Tuch.

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Er macht keinen Hehl daraus, dass er Maduro stürzen will. Für ihn sind die Angriffe auf Drogenboote deshalb wahrscheinlich nur der Anfang – ein weiteres Mittel, um das Regime zu destabilisieren.
Das Risiko liegt auf der Hand. Während Rubio auf Eskalation setzt, ist der Präsident nach den Erfahrungen in Irak, Afghanistan und Libyen gegenüber militärischen Abenteuern grundsätzlich eher skeptisch.
Die Idee einer groß angelegten Intervention in Lateinamerika würde er mit ziemlicher Sicherheit ablehnen – jedenfalls, wenn man sie ihm so direkt vorschlagen würde.
Doch was, wenn kleine Einsätze, verdeckte Operationen und symbolische Angriffe irgendwann eine Eigendynamik entwickeln?
Ob aus den Spannungen vor der Küste Venezuelas ein Krieg wird, ist also nach wie vor ungewiss. Aber wer die Geschichte amerikanischer Interventionen kennt, weiß: Sie beginnen selten mit einem klaren Beschluss – aber oft mit genau solchen „begrenzten“ Aktionen.
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