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Oleksandr Wolobuew war einer der Männer, die vor wenigen Tagen Kinder aus einer nach einem Angriff zerstörten Kita retteten.

© dpa/Uncredited

Ukraine-Invasion, Tag 1343: Die Männer, die die Kinder von Charkiw retteten

US-Geheimdienste sehen bei Putin keine Kompromissbereitschaft, Ukraine meldet Tötung von russischem Oberstleutnant. Der Nachrichtenüberblick.

Stand:

Es ist etwa eine Woche her, als im ukrainischen Charkiw ein Kindergarten von einer russischen Drohne getroffen wurde. Abermals eine zivile Einrichtung. Die Fotos, die nach dem Angriff um die Welt gingen, waren die der Rettungskräfte, die 48 Kinder in Sicherheit brachten. So wie das von Oleksandr Wolobuew (siehe unten). Die britische BBC hat mit ihm und anderen Einsatzkräften von jenem Tag gesprochen (Quelle hier).

„Wir erhielten den Anruf, dass es einen Angriff auf den Kindergarten gegeben hatte“, sagte Wolobuew dem Sender. „Und da wir natürlich wussten, dass dort Kinder waren, machten wir uns mit einer gewissen Besorgnis auf den Weg.“ Dass er am Ende des Tages quasi als Held gefeiert werden würde, weil er ein kleines Mädchen in Sicherheit gebracht hatte, habe er sich nicht ausmalen können.

Auch Fedir Uhnenko wurde dabei fotografiert, wie er ein Kind aus dem brennenden Gebäude rettete, einen Jungen. „Es hatte eine gewaltige Explosion gegeben, und in ihren Augen stand Entsetzen“, erinnerte er sich an den Moment, als er die Kinder im Schutzraum im Keller fand.

Über den Jungen, den er ins Freie trug, erzählte er: „Ich habe ihm die ganze Zeit versichert, dass alles in Ordnung sei und er sich keine Sorgen machen müsse.“ Als sie aus dem Gebäude gekommen seien, habe ein Auto in Flammen gestanden. „Ich war überrascht, dass das Kind nicht weinte. In seinen Augen stand jedoch eindeutig Angst“, erinnerte er sich. „Ich sagte zu ihm: ‚Komm, halt dich fest an mir, so fest du willst.‘ Ich bin selbst ziemlich groß, und wie man auf dem Foto sehen kann, hat er sich ganz fest an mich geklammert.“

Die Reporter fragten Oleksandr Wolobuew noch, was er sich für die geretteten 48 Kinder wünsche. „Natürlich nur ein gutes, glückliches Leben“, antwortete er. „Aber nicht nur für unsere Kinder. Ich möchte, dass alle Kinder in Frieden leben können.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Nach Einschätzung US-amerikanischer Geheimdienste soll Kremlchef Wladimir Putin entschlossener denn je sein, den Ukrainekrieg fortsetzen zu wollen. Das berichtete der Sender NBC News. Putin benötige eine Rechtfertigung für Russlands hohe Opferzahlen und die desolate Wirtschaftslage im eigenen Land, hieß es in dem Geheimdienstbericht. Mehr hier.
  • Russland hat nach Angaben von Präsident Wladimir Putin einen atomwaffentauglichen Supertorpedo vom Typ Poseidon getestet. Dies sei ein großer Erfolg, sagt Putin. Der Test habe am Dienstag stattgefunden. Die Leistung des Poseidon-Torpedos übertreffe die der Interkontinentalrakete Sarmat, fügte der Präsident hinzu. Mehr hier.
  • Die USA wollen ihre Truppenstärke im Nato-Land Rumänien verringern. Das teilte der Verteidigungsminister des Landes, Ionut Mosteanu, mit. Die Reduzierung betreffe dabei ausschließlich die Luftwaffenbasis Mihail Kogălniceanu am Schwarzen Meer und war bereits erwartet worden. Mehr hier.
  • Der Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung von Kirill Dmitrijew binnen eines Jahres beendet sein. „Wir sind sicher, dass wir auf dem Weg zum Frieden sind, und als Friedensstifter müssen wir dafür sorgen, dass dies gelingt“, sagt der Sondergesandte des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei einem Besuch in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Mehr in unserem Newsblog.
  • Die USA haben nun auch förmlich in einer Allgemeingenehmigung festgelegt, dass der in Deutschland unter Treuhandverwaltung stehende Energiekonzern Rosneft und seine Kunden für sechs Monate von neuen US-Sanktionen gegen Russland verschont bleiben. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung des US-Finanzministeriums hervor.
  • Mitglieder einer russischen Straßenmusiker-Gruppe erhalten weitere Haftstrafen, weil sie verbotene regierungskritische Lieder gesungen haben. Der Gitarrist Alexander Orlow wird wegen illegaler Organisation einer Kundgebung zu 13 Tagen Haft verurteilt, der Schlagzeuger Wladislaw Leontjew wegen einer neuen Ordnungswidrigkeit angeklagt.
  • Der ukrainische Geheimdienst hat einen früheren ausländischen Militärausbilder festgenommen. Den vorliegenden Beweismaterialien zufolge habe der Mann Russland mit Informationen über die ukrainischen Streitkräfte versorgt und „befand sich in den Vorbereitungen dafür, terroristische Akte zu verüben“, teilte der Inlandsgeheimdienst SBU mit. 
  • Der Militärgeheimdienst der Ukraine (HUR) hat nach eigenen Angaben den 45-jährigen russischen Oberstleutnant Weniamin Mascherin getötet. Sein Auto sei in der russischen Region Kemerowo explodiert, wie der HUR auf Telegram mitteilte. Mascherin war in einer Einheit tätig, die mit Kriegsverbrechen und Gräueltaten unter anderem in Butscha in Verbindung gebracht wird.
  • Die russische Armee hat nach ukrainischen Angaben das Kinderkrankenhaus in Cherson aus der Luft beschossen. Dies teilte die Staatsanwaltschaft der Region Cherson mit. Bei dem Angriff seien neun Menschen verletzt worden, darunter vier Kinder. 
  • Knapp 27.000 Haushalte im südukrainischen Gebiet Odessa sind nach einem nächtlichen russischen Luftangriff ohne Strom. Für weitere 7000 Haushalte sei es bereits gelungen, die Versorgung wiederherzustellen, teilte der Stromversorger DTEK vormittags mit.
  • Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist nach Angaben russischer Behörden ein Treibstofflager in Brand geraten. Die Anlage in Simferopol sei von einer ukrainischen Drohne getroffen worden, schreibt der von der Moskauer Regierung eingesetzte Gouverneur Sergej Aksjonow auf Telegram. Opfer gibt es seinen Angaben zufolge nicht. 
  • Die Region Moskau ist nach Angaben russischer Behörden die dritte Nacht in Folge zum Ziel ukrainischer Angriffe geworden. Sechs Drohnen seien über dem Großraum der Hauptstadt und 13 über angrenzenden Regionen abgeschossen worden, teilt Russlands Verteidigungsministerium auf Telegram mit. 

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