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US-Historiker Timothy Snyder zieht es nach Kanada.

© Klaus Ranger/IWM/Klaus Ranger/IWM

Wegen neuer Trump-Regierung: Historiker Timothy Snyder verlässt die USA – und zieht nach Kanada

Snyder lässt sich, wie auch seine Frau Marci Shore, von der renommierten Yale-Universität beurlauben und tritt eine Professur in Toronto an. Ein Grund: „die amerikanische Katastrophe“.

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Der prominente US-Historiker Timothy Snyder wird die Vereinigten Staaten aufgrund der aktuellen politischen Situation verlassen und nach Kanada übersiedeln. Das erklärte er dem US-Onlineportal „Inside Higher Ed“. Snyder lässt sich demnach an der renommierten Yale-Universität beurlauben und tritt eine Professur an der Munk School of Global Affairs & Public Policy der Universität Toronto an. Seine Frau, die Osteuropaforscherin Marci Shore, geht den gleichen Schritt.

Snyder betonte, dass sein Schritt nichts mit seiner Universität zu tun habe und dieser „größtenteils“ persönliche Gründe habe. Der Historiker gehört zu den bekanntesten Professoren der Yale-Universität, seine Bücher „Über Tyrannei“, „On Freedom“ und „Bloodlands“ sind seit Jahren Bestseller.

Snyders Frau erklärte, dass „das Persönliche und das Politische, wie so oft, verknüpft waren“. Die Universität von Toronto mache den beiden bereits seit zwei Jahren Angebote. Die Entscheidung zum Umzug sei nun nach der US-Wahl im November gefallen, bei der Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt wurde.

Synders Frau befürchtet einen Bürgerkrieg

„Sowohl Toronto als auch die Munk School sind sehr attraktive Orte, selbst wenn man den amerikanischen Abstieg in den Faschismus außer Acht lässt“, sagte Marci Shore der kanadischen Zeitung „Toronto Today“. „Aber natürlich hat die amerikanische Katastrophe eine Rolle bei unserer Entscheidung gespielt.“

Das Land befinde sich im freien Fall, sagte Shore. „Ich befürchte, dass es zu einem Bürgerkrieg kommt. Und ich möchte nicht, dass meine Kinder hineingezogen werden. Ich bin auch nicht zuversichtlich, dass Yale oder andere amerikanische Universitäten in der Lage sein werden, ihre Studierenden oder ihre Lehrkräfte zu schützen.“

In den vergangenen Wochen hatte die US-Regierung massiven Druck auf Eliteuniversitäten ausgeübt. Erst diese Woche erklärte das Justizministerium, es wolle die Diversitätsprogramme von Universitäten bei der Zulassung von Studierenden stoppen. Es solle überprüft werden, ob bei der Zulassung von Studenten Hautfarbe, Geschlecht oder andere solche Kriterien eine Rolle spielten. „Präsident Trump und ich setzen uns dafür ein, illegale Diskriminierung zu beenden“, schrieb Justizministerin Pam Bondi. 

Mitte des Monats hatte das mittlerweile fast aufgelöste Bildungsministerium mitgeteilt, es seien Untersuchungen gegen etwa 50 Universitäten eingeleitet worden. Sie hätten nicht auf ein früheres Schreiben reagiert, ihre Diversitätspolitik einzustellen oder gegen Regeln verstoßen. Die Diversitätsprogramme waren eingeführt worden, um historisch bedingte Benachteiligungen etwa von Schwarzen oder Frauen entgegenzusteuern. (Tsp, dpa)

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