zum Hauptinhalt
Ein Schützenpanzer vom Typ Marder.

© dpa/ Klaus-Dietmar Gabbert

Wichtiger als Kampfpanzer: Dieser Fahrzeug-Typ ist für den Erfolg der ukrainischen Offensive unverzichtbar

Mehrere westliche Verbündete haben der Ukraine Schützenpanzer zugesagt. In vollem Umfang ausgeliefert wurden sie aber nicht. Dabei könnten sie für den Kriegsverlauf enorm wichtig sein.

Die Debatte um westliche Waffenlieferungen für eine mögliche ukrainische Offensive kreiste in den vergangenen Wochen und Monaten in erster Linie um Kampfpanzer: Leopard 1 und 2 aus deutscher Produktion sowie Abrams M1 aus den USA.

Doch es wäre falsch, anzunehmen, die westlichen Panzer könnten aufgrund ihrer Überlegenheit gegenüber den sowjetischen Modellen ganz alleine das Kräfteverhältnis auf dem Schlachtfeld verschieben.

Bereits im Januar, als die Debatte um die Leopard-Lieferungen ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte, verwies der australische Militärexperte Mick Ryan in einem Essay darauf, wie wichtig die komplementäre Unterstützung einer Panzerflotte sei. Konkret geht es dabei um Führungsfahrzeuge, Tankfahrzeuge und vor allem Schützenpanzer – so genannte Infantry fighting vehicles (IFV).

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Tatsächlich stehen die Schützenpanzer ganz oben auf der Auslieferungs-Wunschliste der ukrainischen Kommandeure und Soldaten. „Wir brauchen alles, aber Schützenpanzer sind wahrscheinlich der dringendste Bedarf, den wir haben“, erklärte ein ukrainischer Offizieller dem US-Magazin „Foreigen Policy“ vergangene Woche. Doch was verleiht den Fahrzeugen der Typen Marder (Deutschland) und Bradly (USA) eine so zentrale Bedeutung?

Funktion: An der Front kämpfen Schützenpanzer im Verbund mit ihren deutlich schwerer gepanzerten und stärker bewaffneten Gattungsbrüdern – den Kampfpanzern. Wie der Militärexperte Franz-Stefan Gady in seinem Beitrag für das „FP“ schreibt, ist es Aufgabe der IFVs, „ihre größeren Cousins vor feindlicher Infanterie und Panzern zu beschützen“ - etwa durch den Einsatz von Panzerabwehrraketen oder Maschinengewehren.  

Anders als bei herkömmlichen gepanzerten Infanteriefahrzeugen müssten die Soldaten eines IFV zudem das Gefährt für den Kampf nicht verlassen. Eine weitere zentrale Aufgabe ist es daher, den am Angriff beteiligten Infanterieeinheiten Deckung zu geben – beispielswiese bei einem Häuserkampf.

Ohne Schützenpanzer kann es in diesem Frühjahr keine schnelle und erfolgreiche ukrainische Offensive geben - ganz gleich, wie viele westliche Panzer eintreffen.

Militär-Experte Franz-Stefan Gady

Bedeutung für den Krieg: „Ohne das Zusammenwirken von Kampfpanzern und Schützenpanzern würde die Choreografie eines schnellen und wirksamen Angriffs mit kombinierten Waffen zusammenbrechen. Ohne Schützenpanzer kann es in diesem Frühjahr keine schnelle und erfolgreiche ukrainische Offensive geben - ganz gleich, wie viele westliche Panzer eintreffen“, schreibt Gady eindrücklich.

Ausstattung der Ukraine: Laut dem FP-Bericht begann die Ukraine ihre Offensive mit 1.212 Schützenpanzern aller Varianten aus der Sowjetzeit. Dabei bezieht sich das Magazin auf die Datenbank Military Balance+. Vom anfänglichen Bestand wurden im Verlauf des Kriegs nach Angaben der Online-Datenbank Oryx bis dato mehr als 500 zerstört - darunter fast ausschließlich alte sowjetische Typen. Der Bedarf an Nachschub aus dem Westen ist also groß.

Zusagen der westlichen Länder: Deutschland hat der Ukraine insgesamt 40 Schützenpanzer vom Typ Marder zugesagt, die USA wollen 50 Bradlys liefern. Schweden sagte Kiew Ende Januar 50 Schützenpanzer vom Typ CV-90 zu. In vollem Umfang ausgeliefert wurden die Fahrzeuge jedoch bisher nicht. Griechenland (30 Stück von der sowjetischen Bauart 40 BMP-1) sowie die Slowakei (ebenfalls 30 Stück) und Slowenien (35) haben ihre Lieferversprechen hingegen bereits eingelöst.

Anfang der Woche erklärte der Leiter des Sonderstabs Ukraine im Bundesverteidigungsministerium, Christian Freuding, Deutschland werde den Liefertermin bis Ende März einhalten.

Das deutsche Gerät inklusive Munition werde sich im Verbund mit den Zusagen anderer westlicher Staaten spürbar auswirken, meint Freuding: „Sie werden einen Unterschied machen.“ (Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false