
© dpa/AP/Paul Sancya
„Wir wollen mehr Babys“: Trump verspricht Kostenübernahme durch US-Regierung für künstliche Befruchtung
Vor Monaten fällte ein Gericht in Alabama ein Urteil, das In-vitro-Fertilisation ins Zentrum der politischen Debatte in den USA rückte. Nun macht Trump mit dem Thema Wahlkampf.
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Überraschende Aussage: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump versucht, mit einem Wahlkampfversprechen besonders Frauen und Familien anzusprechen. Bei einer Rede in Potterville im US-Bundesstaat Michigan kündigte er an, dass die US-Regierung für künstliche Befruchtung, auch In-vitro-Fertilisation (IVF) genannt, zahlen werde, sollte er die Präsidentenwahl gewinnen.
Alternativ sollten Versicherungen gezwungen werden, für die Behandlung aufzukommen – eine ungewöhnliche Position für Republikaner. In den USA wird am 5. November der neue Präsident gewählt. Trump tritt gegen die Demokratin Kamala Harris an.
Trump sagte weiter: „Wir wollen mehr Babys, um es nett auszudrücken. Und aus demselben Grund werden wir auch frischgebackenen Eltern erlauben, größere Ausgaben für Neugeborene von der Steuer abzusetzen.“
Wir werden dafür bezahlen, und das wird den Familien helfen.
Donald Trump, republikanischer Präsidentschaftskandidat
Künstliche Befruchtung sei teuer, deshalb sei die Behandlung für viele nicht bezahlbar, so Trump. Das habe noch nie jemand gesagt, fügte er hinzu. „Wir werden dafür bezahlen, und das wird den Familien helfen“, so Trump, der seine Ankündigung anschließend im Gespräch mit dem Sender NBC weiter ausführte.
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Das Thema künstliche Befruchtung spielt im US-Wahlkampf durchaus eine Rolle. Anfang des Jahres hatte das Oberste Gericht des US-Bundesstaats Alabama entschieden, dass eingefrorene Embryonen als Kinder gelten. Mehrere Kliniken in dem südlichen Bundesstaat setzten daraufhin ihre entsprechenden Behandlungen aus, weil zu viele rechtliche Fragen offen waren und Schadenersatzklagen drohten.
Das Urteil entspricht der von Abtreibungsgegnern vertretenen Theorie, dass Embryonen und Föten als Kinder zu betrachten sind und rechtlichen Schutz genießen.
Trump verteidigt sich nach Vorfall auf Friedhof
Das Thema bekam daraufhin in den USA schnell nationale Aufmerksamkeit, etliche Republikaner taten sich schwer, eine eindeutige Position zu beziehen. Das Parlament in Alabama stellte schließlich den Zugang zu IVF sicher. Trump machte nach der Entscheidung klar, künstliche Befruchtung zu befürworten – so wie die Mehrheit der Menschen in den USA. Demokraten warnten davor, dass die Rechte von Frauen in den USA weiter in großer Gefahr seien, und verwiesen auf das Ende des Abtreibungsrechts.
Das Oberste Gericht der USA hat dieses Recht vor gut zwei Jahren gekippt. Trump hatte die Mehrheit am Gericht mit mehreren Nachbesetzungen weit nach rechts verschoben und die Entscheidung damit erst ermöglicht.
In einer anderen Sache, die derzeit in den USA Aufsehen erregt, verteidigte sich Trump in Potterville nach Vorwürfen gegen ihn und sein Team wegen unangebrachten Verhaltens auf dem Nationalfriedhof in Arlington.
Familien von in Afghanistan getöteten US-Soldaten hätten ihn gefragt, ob er zur Kranzniederlegung komme, sagte er. „Und als wir dort waren, sagten sie: ,Könnten Sie Fotos am Grab meines Sohnes, meiner Schwester, meines Bruders machen? Würden Sie Fotos mit uns machen, Sir?’ Ich sagte: ,Unbedingt’“, schilderte Trump die Situation. „Ich gehe hin, sie bitten mich um ein Foto und dann heißt es, ich hätte Wahlkampf gemacht“, klagte Trump und sagte, diese Vorwürfe kämen alle „aus Washington“.
Trumps Team veröffentlichte nach der Kranzniederlegung ein Wahlkampfvideo mit Aufnahmen der Veranstaltung im Nationalfriedhof auf der Plattform TikTok.
Die US-Rundfunkorganisation NPR hatte zuvor berichtetet, zwei Trump-Mitarbeiter hätten bei dem Besuch eine Mitarbeiterin des Friedhofs beschimpft und zur Seite geschubst, als diese Film- und Fotoaufnahmen auf einem bestimmten Teil des Geländes habe unterbinden wollen.
Das US-Militär teilte am Donnerstag schließlich mit, dass eine Friedhofsmitarbeiterin „abrupt beiseitegestoßen“ worden sei, als sie versuchte, die Einhaltung der Friedhofsregeln zu gewährleisten. Zu den Regeln gehöre auch, dass politische Aktivitäten auf dem Friedhofsgelände untersagt und Fotos in bestimmten Bereichen des Friedhofs nicht erlaubt seien. Das Militär teilte nicht mit, wer die Mitarbeiterin gestoßen habe.
Die Familie eines getöteten US-Soldaten hatte sich nach der Veranstaltung öffentlich beschwert, dass das Grab ihres Angehörigen auf den Bildern zu sehen sei. (dpa)
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