Die Diskussionen zur Tanzstadt Berlin glichen in den letzten Jahren einem starren Ritual. Die immerselben Akteure stellten die ewig gleichen Forderungen Am Ende stand ein Konzept, dass doch nur zur Fußnote der Kulturpolitik taugte. So kam dem skeptischen Beobachter schon mal der Gedanke, ob die Berliner Tanzszene seine redlichen Funktionäre und selbst ernannten Wortführerinnen eigentlich verdient hat. Gebremsten Elan erwartete man also von der Freitagsrunde, zu der das Forum Zukunft Kultur in Gestalt von Volker Hassemer geladen hatte. Strategien für die Zukunft des Tanzes standen zur Debatte, Senator Flierl und Staatssekretärin Kisseler hatten ihr Erscheinen an die Bedingung geknüpft, dass über Konkretes nachgedacht wird. Und hoppla! Es wurden sogar erste Schritte verabredet – noch für dieses Jahr. So dass selbst Hassemer feststellen musste: „Es riecht nach Fortschritt.“
Die plötzliche Beschleunigung hat einen Grund: Die Kulturstiftung des Bundes hat einen Tanzplan Deutschland für die nächsten fünf Jahre beschlossen. Berlin ist aufgefordert, schleunigst einen Antrag zu stellen. Ermutigend auch die Entscheidung des Hauptstadtkulturfonds, einen Schwerpunkt Tanz für die nächsten drei Jahre einzurichten. Damit ist erstmals ein Konsens erkennbar, dass eine gezielte Förderung notwendig ist. Optimistisch stimmt, dass die produzierenden Partner von Sasha Waltz& Guests bis Tanzfabrik sich nun zusammengeschlossen haben. Sie können für sich selbst sprechen – das musste auch die Pressure-Group Volker Hassemer/Nele Hertling feststellen. Wie das Konzept eines TanzRaumes Berlin aussehen könnte, ist zwar unklar. Erkennbar aber ist der Wille, sich weiter zu vernetzen. Wichtig ist, dass nicht auf alte Rezepte zurückgegriffen wird. Dass die freie Szene mit dem Staatsballett Berlin koopieren soll – wer hat diese Idee aus dem Hut geholt? Und ein Tanzbüro zu gründen, ist gut und schön. Was Berlin aber nicht braucht, ist ein weiterer Tanzbeauftragter ohne Befugnisse. Die dezentralen Strukturen zu stabilisieren, gleichwohl den Rahmen neu zu denken – so lautet die Aufgabe der Stunde. Das künstlerische Potenzial ist da.