zum Hauptinhalt
Sadia Khalid Reeti.

© NASIRUL ISLAM

„An Atypical Orbit“: Eine Ausstellung beim Forum und dem Forum Expanded

Eine erfrischende Abwechslung auf der Berlinale zeigt zehn Video-Installationen.

Eine Kolumne von Sadia Khalid Reeti

Es gibt Spielfilme, die besser als Kurzfilme funktionieren würden. Und dann gibt es solche, bei denen man drei Stunden lang auf seinem Sitz herumrutscht, weil man sich eigentlich wünscht, es wäre eine Ausstellung, in der man frei von einem Kunstwerk zum nächsten wandern könnte. Das „Forum“ und das „Forum Expanded“ sind Schauplätze für viele solcher Filme. In diesem Jahr wurden dieser Wunsch erhört und es gab tatsächlich eine „Forum Expanded Ausstellung“.

Bevor man den Ausstellungsraum im Silent Green betritt, geht man über eine lange, schräge Rampe, die mit Oberlichtern schwach beleuchtet ist. Sie lenkt den Blick auf ein Video („Dreams“), das ein altes Paar zeigt, das im Nirgendwo auf einer Matratze liegt. Es handelt sich um die Eltern des Künstlers, tibetische Exilanten. Die Decke, in die sie eingewickelt sind, gehört zu den wenigen Besitztümern, die seine Mutter bei ihrer Auswanderung aus Indien in die USA mitnahm.

Wenn man die Galerie betritt, wird man von einem sich wiederholenden Geräusch empfangen, bei dem jemand ununterbrochen seinen Namen sagt oder von eins bis zehn zählt, und das von den Fernsehbildschirmen vor den Sitzen im Theater kommt. Der Ton überträgt sich auf die Videoinstallation („Revolver“) daneben, wo man auf Sitzsäcken sitzt und auf Bilder starrt, die im Gehirn Muster erzeugen, die in der Realität nicht existieren. Der Verstand wird hier quasi Autor der Bilder.

Wenn man die Treppe zur größeren Galerie hinuntersteigt, blickt man auf zwei unglaublich lebensechte, immersive Wasserfälle, die von der Decke bis zum Boden reichen. Bei näherem Hinsehen sieht man Miniaturen mehrerer mächtiger Staatsoberhäupter und ein großes Spiegelbild von sich selbst auf dem Wasser. Als Betrachter hat man sofort das Gefühl, mächtig und eins mit der noch mächtigeren Natur zu sein.

Eine weitere Installation zeigt zwei Videos – eines von einem alten Paar, das kuschelt, das andere von einem Mann, der allein am Strand spazieren geht und seine Partnerin vermisst. Und ein Sammelalbum war ausgestellt, umgeben von hängenden rechteckigen Platten und Projektoren, auf denen altes Filmmaterial zu sehen war.

Jede der 10 Videoinstallationen war einprägsam, manche wegen ihres Inhalts, andere wegen ihrer Anordnung oder Projektion in dieser Ausstellung des „Berlinale Forum Expanded“ mit dem treffenden Titel „An Atypical Orbit“.

Sadia Khalid Reeti ist Filmkritikerin aus Bangladesch. An dieser Stelle schreibt sie in den nächsten Tagen über die Berlinale.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false