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Kultur: André Heller: Flic-Flac und Mischmasch

Wer ist André Heller? Ein Künstler, ja, aber was für einer?

Wer ist André Heller? Ein Künstler, ja, aber was für einer? Man kann es sich so leicht machen wie die Freiheitliche Partei in Hellers österreichischer Heimat, die ihn als "Nestbeschmutzer", als "Staatsfeind" bezeichnet. Deswegen haben sie ihn auch jahrelang bespitzelt. Man kann Heller loben, so wie das Claus Peymann getan hat. "André Heller habe ich immer aus der Ferne angestaunt und bewundert. Als ich ihn näher kannte, war ich überrascht, was für ein politisch mutiger und zugleich verletzbarer Mann er ist." Das schrieb Peymann 1999. Oder man charakterisiert ihn so wie Brian Eno: "Heller ist der gelungene Prototyp des Künstlers der Zukunft: querdenkerisch, grenzüberschreitend, international vernetzt, andere ermutigend, ständig an neuen sinnlichen Ausdrucksformen und antworten arbeitend." Man kann sich mit André Heller aber auch auseinandersetzen, in dem man ein Buch über ihn herausgibt, so wie es sein Freund und Verleger Christian Brandstätter soeben getan hat. "Bilderleben. Öffentliches & Privates" (dtv, 340 Seiten, 39 Mark) heisst der Band und beinhaltet so ziemlich alles, was mit André Heller (hier 1973 mit dem Berliner Original und Maler Friedrich Schröder-Sonnenstern) zu tun hat. Von den öffentlichen Projekten wie der Artistenshow "Flic-Flac" über den Vergnügungspark "Luna Luna" in Hamburg bis zur "Kristallwelten"-Produktion in Tirol. Für dieses Buch öffnete Heller sein Wiener Depot, in dem er diverse Fotografien sammelte, die wohl am besten unter dem Titel Privates firmierten. Und das macht den Band besonders spannend: Jugendaufnahmen von Heller, Fotos von gemeinsamen Arbeiten mit Andy Warhol, Bilder seiner Frauen und seines "vorerst einzigen Sohnes Ferdinand", dazu Fotos aus dem Familienalbum der Heller-Dynastie. Das wohl bewegendste Dokument ist ein Brief, den Heller aus dem Internat in Montreux an seine Mutter schrieb: "Meine geliebte Mami, ich weine Tag und Nacht, nur weil ich dich so gerne habe." Heller selbst schreibt im Vorwort, dass er sich keinen "Prachtband" gewünscht habe, "sondern ein ungeordnetes, sinnliches Mischmasch, das wiederspiegelt, wie mir all diese Begebenheiten selbst im Gedächtnis herumgeistern." Das ist hier gelungen. Man muss es nur noch anschauen. Dann braucht man Heller nicht mehr zu bespitzeln.

Markus Huber

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