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Jubiläumsschau: Guggenheim Bilbao: Streit um Ausstellung

Ein zehnjähriger Geburtstag soll gefeiert werden - doch statt dessen gibt es Ärger. Im Guggenheim-Museum in Bilbao werden Reportagefotos aus dem Terroralltag der Eta gezeigt. Die Emotionen kochen hoch, die Bilder sollen abgehängt werden.

Ausgerechnet die Jubiläumsschau zum zehnjährigen Bestehen des Guggenheim-Museums in Bilbao sorgt für politischen Ärger, nachdem das überaus populäre Ausstellungshaus die Stadt aus den negativen Schlagzeilen herausgeholt hatte. Nicht die Hauptausstellung „Kunst in den USA: 300 Jahre Innovation“, die deutlich macht, dass das spanische Museum letztlich eine Filiale des New Yorker Instituts ist, hat den Konflikt ausgelöst, sondern die Begleitpräsentation „Chacun à son goût“, in der baskische Künstler ihre Werke zeigen.

Unter den zwölf ausgewählten Positionen provozierte allerdings allein der Beitrag des Fotojournalisten Clemente Bernad Gegenreaktionen durch die Interessensvereinigungen baskischer Eta-Opfer. Unterstützt durch die konservative Oppositionspartei verlangen sie ein Abhängen der inkriminierten Bilder. Unter dem Titel „Basque Chronicles“ zeigt der Künstler schwarz-weiße Reportagefotos aus dem Terroralltag, darunter das Bild eines über einem Sarg weinenden Mannes bei der Beerdigung eines Eta-Mitglieds. Museumsdirektor Juan Ignacio Vidarte erklärte zwar seine „Überraschung und Traurigkeit“ über die starken Reaktionen, lehnte aber ein Abhängen der Bilder ab, solange es dafür keine gerichtliche Anordnung gebe.

Für die Museumsleitung dürfte die Auseinandersetzung um die Jubiläumsausstellung besonders bitter sein, denn erst der sogenannte „Guggenheim-Effekt“ – hochkarätige internationale Kunst in spektakulärer Architektur – hatte die wirtschaftliche Wiedergeburt der bis in die neunziger Jahre hinein dahinsiechenden Industriestadt im Norden Spaniens bewirkt. Der mit funkelndem Titan ummantelte rundliche Baukörper Frank Gehrys hatte nicht nur eine einstige Industriebrache in eine Flaniermeile mit Cafés und Boutiquen verwandelt, sondern der 400.000-Einwohner-Stadt auch einen enormen Besucherzuwachs beschert. In den Augen vieler Bilbainer ist das futuristische Bauwerk allerdings in erster Linie eine Touristenattraktion – und nun allen Erfolgsbilanzen zum Trotz auch ein Stein des Anstoßes.

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