Was machen wir heute?: Begreifen, was uns bewegt
Wer genau hinschaut, sieht kleine weiße Punkte über die Fassadenbänder huschen, wie übermütig tanzende Sterne. Sie sind auf den ersten Blick so rätselhaft wie manch anderes in diesem Neubau in der Ebertstraße 15a nahe dem Potsdamer Platz.
Wer genau hinschaut, sieht kleine weiße Punkte über die Fassadenbänder huschen, wie übermütig tanzende Sterne. Sie sind auf den ersten Blick so rätselhaft wie manch anderes in diesem Neubau in der Ebertstraße 15a nahe dem Potsdamer Platz. Endlich mal eine Fassade abseits vom Nullachtfünfzehn unserer mittelstädtischen Kasernenhofarchitektur mit den ewig gleich großen Sehschlitzen. Nein, hier schwingen sich so unschuldig wie auffällig weiße breite Bänder ums Haus, das wie eingewickelt wirkt, ein horizontal verschnürtes Postpaket.
Offiziell heißt das Gebäude mit den beiden Homunculus-Plastiken auf dem Dach „Science Center Medizintechnik“. Das klingt ziemlich sperrig. Deshalb können wir uns einfach mal auf Otto-Bock-Haus einigen, so steht es auch in Schreibschrift dran. Am Eingang beschreibt ein Laufband, dass wir hier „begreifen, was uns bewegt“. Jetzt verstehen wir mit etwas Fantasie, dass die Fassade der Struktur von Muskelfasern nachempfunden wurde. Muskeln im Körper, sie geben die treibende Kraft für unsere Lauf-, Geh- und Greifwerkzeuge. „Die Mühelosigkeit unserer alltäglichen Bewegung wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Knochen, Muskeln, Sehnen und Nerven ermöglicht“, steht an einer Wand, und dieses Haus macht seinen Besuchern klar, was Leben ist: Bewegung. Schwimmen, Gehen, Rennen, Laufen, Krabbeln, Spurten.
Namensgeber Otto Bock hatte 1919 in Berlin eine Firma gegründet, in der bis heute Medizintechnik produziert wird, mit der Versehrte ihre Mobilität zurückerhalten. Bei den Paralympics konnte jeder sehen, zu welchen Leistungen Menschen mit Behinderungen durch eisernen Willen und mit moderner Medizintechnik fähig sind. Hier wird das erklärt. Ist alles zum Anfassen und Ausprobieren und spielend Lernen, ein Show-Fenster in den Körper mit seinen 656 Muskeln und etwa 200 Knochen. Hightech zum Antippen. Man kann ja nie wissen …Lothar Heinke
Science Center, Ebertstraße 15a, Do. bis So. 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei.