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Der belarussische Musiker und Aktivist Igor Bancer.

© privat

Tagesspiegel Plus

Belarussischer Dissident Igor Bancer : „Wer sich politisch engagiert, hat nur zwei Optionen – Gefängnis oder Exil“

Nach einer Scheinwahl bleibt Alexander Lukaschenko Präsident von Belarus, der öffentliche Widerstand ist nahezu verstummt. Der Musiker und Aktivist Igor Bancer sieht dennoch Grund zur Hoffnung.

Von Artur Weigandt

Stand:

Herr Bancer, Sie wurden aufgrund Ihres Protests in Haft genommen, traten in einen Hungerstreik und flohen im Sommer 2022 nach Warschau. Wie bewerten Sie die aktuellen Wahlergebnisse in Belarus?
Die Lage ist paradox: Es gibt keine offenen Proteste mehr und keine sichtbare Opposition, weil die Repression jeden Widerstand zerschlagen hat. Trotzdem weiß jeder, dass Lukaschenkos Wahlergebnisse gefälscht sind und dass das Land in einer politischen Krise steckt. Wer sich engagiert, hat nur zwei Optionen: Gefängnis oder Exil. Früher konnte man sich heraushalten, doch heute reichen schon „falsche“ Kontakte oder Likes auf Instagram, um verfolgt zu werden. Trotzdem haben rund fünf Prozent der Wähler „gegen alle“ gestimmt – ein wichtiges Zeichen. Ich habe Kampagnen unterstützt, die genau dazu aufriefen. Trotz Repression lassen sich manche nicht einschüchtern und stimmen bewusst gegen Lukaschenko.

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