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Romina Escobar in "Breve historia del planeta verde".

© Eduardo Crespo / Berlinale

Berlinale-Film „Breve historia del planeta verde“: Ein Alien trifft auf Außenseiter

Martianischer Humor aus Argentinien: Santiago Lozas anrührender Panorama-Beitrag „Breve historia del planeta verde“ sprengt Genregrenzen.

So selbstverständlich, gelassen und hochmelancholisch ist das Auftauchen eines extraterrestrischen Wesens selten registriert worden. „Ich wusste, dass sie existieren, aber ich habe nie eines gesehen“ – „Es sieht so ruhig aus. Wie ein Baum oder eine Pflanze“. Auf Tania, Pedro und Daniela wirkt das kleinkindgroße lilafarbene Alien, das mit jedem Atemzug sanft sein transparentes Bäuchlein hebt, tröstlich. Schließlich sind die drei seit Kindertagen eng befreundet und als gesellschaftliche Outcasts selbst ziemlich „alien“ und „keiner Spezies zugehörig“. Einmal spiegelt sich die trans Frau Tania buchstäblich in den tellergroßen schwarzen Augen der Kreatur. Eine Symbiose deutet sich an.

Santiago Lozas „Breve historia del planeta verde“ ist ein geräuschlos an Sci Fi, B-Movie und Erlösungsgeschichte vorbeischwebender Film mit, wie es der argentinische Regisseur nennt, „martianischem Humor“. Der Plot ist so skizzenhaft wie die Ausgestaltung der Figuren, die Erzählung wird von einer seltsam ermatteten Atmosphäre getragen. Tania, Pedro und Daniela strahlen etwas Verletztes, aber auch Tapferes aus. Der Film zeigt sie zu Beginn nacheinander beim morgendlichen Erwachen – ein in der Regel abgedroschenes Motiv zur Einführung von Charakteren. Hier aber scheinen die Figuren gar nicht richtig in den Tag und in die Welt zu kommen. Im halbwachen Zustand wirkt auch die Kamera: zu ambienthaften Klängen schweift sie ein wenig verhangen umher.

Reise durch das ländliche Argentinien

Das Alien ist ein „Erbstück“ von Tanias verstorbener Großmutter, die das urplötzlich auftauchende Wesen bei sich zu Hause aufnahm. Es ging ihm dort gut. Fotos zeigen, wie es ein Bad nimmt, neben der alten Frau im Bett liegt und Radio hört. Nun, so sieht es der großmütterliche letzte Wille vor, soll es an den Ort zurückgebracht werden, wo es ursprünglich erschien. Also begibt sich das Dreiergespann auf eine Reise durchs ländliche Argentinien, das leise gurrende Alien zwischen Eiswürfel gebettet im Rollkoffer. Der Bedarf nach kühlendem Nachschub lässt sie wiederholt in abgelegenen Bars Station machen. Misstrauische, feindliche, wohl auch versteckt begehrende Männerblicke werden auf sie gerichtet, einmal kommt es zu einem Ausbruch physischer Gewalt. Die angedeuteten Konflikte und Beschädigungen der Figuren werden indes nicht weiter ausformuliert. In dieser „kurzen“ und zutiefst anrührenden Geschichte über tiefe, artenübergreifende Bande ist das Schweben Erzählhaltung und Seinsweise zugleich.

13.2., 20.15 Uhr (Cubix 7), 16.2., 22 Uhr (Cinestar 3)

Esther Buss

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