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Die Berliner Symphoniker brennen darauf, endlich wieder live auftreten zu können.

© Antonia Richter

Berliner Symphoniker: Ein Orchester taucht auf

Sie wollen sich nicht unterkriegen lassen: Als erstes Orchester der Hauptstadt präsentieren die Berliner Symphoniker ihre Pläne für die Saison 2021/22

Es spricht für den Galgenhumor aller Beteiligten, dass sich die Berliner Symphoniker als Location für ihre Pressekonferenz ausgerechnet das Flusspferdhaus im Berliner Zoo ausgesucht haben. Dickhäuer zu sein, wäre ist in diesen Zeiten ja durchaus hilfreich. Und wer sich zu Wasser wie zu Lande zurechtfindet, der kann abtauchen, wenn es nötig ist – und später dann aber eben auch wieder auftauchen. Genau das wollen die Symphoniker in der kommenden Saison.

Als erstes Berliner Sinfonieorchester haben sie Pläne für 2021/22 veröffentlicht: Ihre traditionelle Konzertreihe am Sonntagnachmittag in der Philharmonie soll wie vor Corona gewohnt stattfinden, eingeläutet wird die Spielzeit am 1. August mit einem Open Air in der Wuhlheide.

Die Parkbühne haben die Symphoniker bereits im vergangenen Sommer erfolgreich bespielt, diesmal steht eine Hommage an Ennio Morricone auf dem Programm. Die Sopranistin Isabell Münsch wird ihre Stimme in stratosphärische Höhen treiben, der Beatboxer Mando steuert jene charakteristischen Geräusche bei, die im kollektiven Gedächtnis ebenso mit dem Filmen verknüpft sind wie Morricones Soundtracks (weitere Infos unter www.berliner-symphoniker.de).

Seinen Einstand als neuer Chefdirigent gibt bei dem Wuhlheide-Abend Hansjörg Schellenberger. Mit seinem Engagement ist dem Orchester ein echter Coup geglückt: Der 1948 in München geborene Musiker gehörte als Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker von 1980 bis 2001 zu den prägenden Musikern der Stadt, seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet er parallel zu seiner Solistenkarriere auch als Orchesterleiter.

Hansjörg Schellenberger ist der neue Chefdirigent

Während im Hintergrund die röhrenden Rufe der Flusspferde ertönten, erklärte Schellenberger sein doppeltes Ziel: Zum einen mit dem hochmotivierten Ensemble endlich wieder „den Menschen nahekommen zu können“. Und zum anderen die Symphoniker auf eine wirtschaftlich solide Basis zu stellen.

Seit der Senat dem einst als Reaktion auf die Berliner Teilung gegründeten Orchester die Subventionen entzogen hat, muss es sich als prekäres Kollektiv von Soloselbständigen auf dem Veranstaltungsmarkt behaupten. Ähnlich ging es übrigens einst auch den Berliner Philharmonikern, wie Hansjörg Schellenberger anmerkte. Das heute so berühmten Orchester wurde 1882 als Musiker-Selbsthilfegruppe gegründet.

Die Bratschistin Christine Buchenau wandte sich bei der auf Youtube übertragenen Pressekonferenz direkt ans Publikum: „Ihre Reaktionen auf unser Spiel fehlen uns, die Atmosphäre im Saal, ja sogar das Rascheln und Hüsteln zwischen den Sätzen.“ Intendantin Sabin Völker wiederum gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass zwei bereits vor langer Zeit vereinbarte Tourneen nach Spanien und Asien realisiert werden können. Denn die lukrativen Auftritte im Ausland tragen maßgeblich zur Finanzierung der Berliner Konzertreihe bei.

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