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Berliner Volksbühne: Die erfolgreiche Choreografin Constanza Macras muss gehen
Der designierte Intendant Matthias Lilienthal hat eine neue Hauschoreografin neben Florentina Holzinger berufen. Für Macras bedeutet das womöglich den Abschied von Berlin.
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Constanza Macras (55) gehört zu den wichtigsten Choreografinnen der Stadt. Seit die Argentinierin 1995 nach Berlin kam, hat schon viele Orte und Theater bespielt; die hiesige Tanzszene hat sie genauso geprägt wie Sasha Waltz. Dabei waren ihre Performances immer schriller, komischer und politischer als die Shows von Waltz.
Unter René Pollesch wurde Macras 2021 zur Hauschoreografin an der Volksbühne - zusammen mit Florentina Holzinger. Drei Produktionen hat sie dort mit ihrem DorkyPark Ensemble herausgebracht. „Drama“, „The Future“ und „The Hunger“ sowie eine neue Version ihres legendären Stücks „Back to the Present“. Macras’ Arbeiten passen ästhetisch gut in die Volksbühne und sie hat ein großes Publikum in Berlin.
Lilienthal holt eine andere Choreografin ins Leitungsteam
Am 30. Oktober hat ihr neues Stück „Goodbye Berlin“ Premiere an der Volksbühne. Der Titel ist Christopher Isherwoods Roman entlehnt. Er könnte aber prophetisch sein für Macras. Denn mittlerweile steht fest, dass die Choreografin in der nächsten Spielzeit die Volksbühne verlassen muss. Der designierte Intendant Matthias Lilienthal wird neben der zum Superstar avancierten Florentina Holzinger die portugiesische Choreografin Marlene Monteiro Freitas in sein Leitungsteam holen. Es wird also weiterhin viel Tanz an der Volksbühne geben – aber ohne Macras.
Ein Schock für Constanca Macras
Für die Choreografin ist das ein Schock. Denn sie ist eigentlich davon ausgegangen, das Lilienthal ihre Arbeit schätzt. Macras hatte ihm bei seinem Start als HAU-Intendant mit „Scratch Neukölln“, das sie mit migrantischen Jugendlichen entwickelt hatte, gleich einen großen Hit beschert.
Lilienthals Entscheidung hat gravierende Folgen: Ohne die Anbindung an die Volksbühne hat Macras keine Möglichkeit mehr, ihre Arbeiten in Berlin zu zeigen. Nicht nur die festangestellten Mitarbeiter von Dorky Park verlieren dann ihre Jobs, sondern auch ein Dutzend freier Künstlerinnen und Künstler, die in den Stücken mitwirken.
Es ist nicht die erste Krise für Macras. Schon 2017 stand sie plötzlich ohne Spielort da. An der Schaubühne bekam sie keine Aufführungstermine mehr, nachdem Jürgen Schitthelm als Geschäftsführer ausgeschieden war. Im HAU bekam sie keinen Fuß mehr in die Tür, seit Annemie Vanackere Intendantin ist. Damals intervenierte der Berliner Kultursenator Klaus Lederer und Macras fand ein neues Zuhause an der Volksbühne.
Macras hat zwar derzeit viele Angebote, für Filme zu choreografieren, auch für Hollywood-Produktionen. Aber sie will unbedingt weiter fürs Theater arbeiten. Jetzt ist die Politik gefordert. Denn die Berliner Tanzszene ohne Macras ist undenkbar.
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