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Kultur: Bloß nicht niedlich

TANZ

Padmini Chettur, die indische Tänzerin mit Ausbildung im klassischen Bharatanatyam, war bereits 2002 zu Gast in der Berliner Schaubühne. Damals zeigte sie eine Arbeit für drei Tänzerinnen, in der sie das Erlebnis des Raums mit klassischen Vorgaben in einen abstrakten Kontext stellte. Jetzt ist sie mit einem „Solo“ wiedergekehrt (nochmals heute, 20.30 Uhr). Aber nicht nur numerisch hat Chettur ihre Arbeit an der Reduktion fortgeführt (was ihr daheim Kritik aus konservativen Kulturkreisen einträgt). In ihrem dreiteiligen Solo zerlegt sie nun das dramatische Bewegungserbe des Bharatanatyam. Dazu bedarf es nur weniger Grundfiguren: ein Übergang von gebeugter Haltung in eine strahlend und stolz komponierte Körperschwunglinie etwa. Oder eine kaum merkliche Gewichtsverlagerung aus völligem Stillstand heraus. Chettur macht daraus Naturereignisse.

Auch der musikalische Hintergrund, arrangiert von Marten Visser, beschränkt sich auf fragmentierte Gesänge und Instrumentaleinsprengsel. So entwickelt sich ein gleichsam ausgehöhltes Tiefenpanorama des überlieferten Tanzes. Chetturs erstaunliche Anmut paart sich mit strenger Choreografie: Das ist, wie es in der Vorankündigung heißt, tatsächlich „voller emotionaler Kraft und verstörender Schönheit“.

Franz Anton Cramer

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