Kultur: Bob kam nur bis Bologna
Eine
Stand:
von Rüdiger Schaper
Der 27.9.1997 war ein historisches Datum – und wieder einmal eine Prüfung für alle, die an Bob Dylan glauben. An jenem Tag spielte unser gebürtiger Zimmerman in Bologna vor dem Papst und 300 000 jungen Katholiken: „Knockin’ on Heaven’s Door“, „Forever Young“ und als Zugabe „A Hard Rain’s Gonna Fall“. Und dann drückten sich die beiden Männer, der eine ganz in Schwarz, der andere ganz in Weiß, innig die Hände. Und der Pontifex Maximus sprach: „Du fragst, wie viel Wege ein Mensch gehen muss, und ich antworte dir: Es gibt nur einen Weg, den Weg von Jesus Christus.“ Karol Woityla kannte keine Berührungsängste. Er reiste selbst wie ein Popstar durch die Welt, auf seiner never ending tour. Benedikt ist aus anderem Holz geschnitzt. Damals, als Kardinal, versuchte er den Dylan-Auftritt beim Eucharistischen Kongress zu verhindern – und musste dem denkwürdigen Konzert auch noch beiwohnen. In seinem Buch „Johannes Paul II – mein geliebter Vorgänger“, das dieser Tage auf Italienisch erschien, erinnert er sich an die schwere Stunde. Dylan, schreibt Benedikt nicht ohne Respekt, sei eine „Art Prophet“, seine Botschaft jedoch gehe in eine Richtung, die der Papst nicht gutheißen könne. Ohnehin meint Benedikt, dass Rockmusik des Teufels sei.
Dies ist die nun Stunde, da wir unseren Plattenschrank ausmisten und Päckchen packen für Papst Benedikt – mit Dylans Werken aus der christlichen Phase. Nie war er uns ferner, fremder, unheimlicher als Anfang der achtziger Jahre, als der jüdische Konvertit zu Jesus fand und zuckersüße Erweckungsoden säuselte. „Saved“ und „A Shot of Love“ waren in der Tat satanisch blöde Alben, für die man in die Hölle kommen kann, wenn man „Like a Rolling Stone“ an der Himmelspforte klopft.
-
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: