Musikindustrie: Branche macht trotz Downloadwachstum Verluste
Die deutsche Musikindustrie leidet stark unter dem illegalen Herunterladen und Kopieren von Musik und will deshalb noch stärker als bisher gegen Urheberrechtsverletzter vorgehen.
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Berlin - Die Musikbranche will den Kampf gegen illegale Downloads und Kopien noch mal drastisch verschärfen. "Wir werden unsere Strategie, die Urheberrechtsverletzer im Netz zu finden und abzumahnen, deutlich ausweiten", sagte der Vorstandsvorsitzende der deutschen Phonoverbände, Michael Haentjes. "Das Onlinegeschäft kann sich nur entwickeln, wenn es gelingt, die Internetpiraterie einzudämmen."
Trotz des boomenden Downloadgeschäftes macht die Branche weiter Verluste. 2006 ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zurück. Zugleich stiegen die Downloadumsätze um 40 Prozent auf 42 Millionen Euro. CDs bleiben mit 85 Prozent Umsatzanteil aber der wichtigste Sektor der Branche. Download und Mobile erreichen bisher erst fünf Prozent Umsatzanteil.
"Flutwelle der Piraterie"
"Die Entwicklung ist positiv, aber könnte positiver sein, wenn es nicht diese Flutwelle der Piraterie gebe", sagte der Geschäftsführer der Phonoverbände, Peter Zombik. Mit 484 Millionen selbst gebrannter CDs kämen auf eine verkaufte Platte mehr als drei private Kopien. Auf einen legalen kämen rund 14 illegale Downloads. Noch nie sei so viel Musik gehört worden wie heute und noch nie sei die Bereitschaft geringer gewesen, dafür auch zu bezahlen.
Laut den Phonoverbänden ist die Zahl der illegalen Downloads aber bereits von rund 600 Millionen in 2003 auf 374 Millionen in 2006 gesunken. Seit Jahresbeginn wurden 15.000 Strafverfahren eingeleitet. Haentjes kündigte an, die Schadensersatzzahlungen sollten komplett in Projekte zur musikalischen Grundausbildung fließen. Im Schuljahr 2007/2008 sollten an 2500 Schulen bundesweit rund 100.000 Musikstunden gefördert werden. Haentjes rechnet damit, dass dazu eine siebenstellige Summe zur Verfügung stehen werde.
Starker Klassikmarkt
Insgesamt wurden 2006 rund 186 Millionen CDs, DVDs, LPs und MCs verkauft. Das sind 2,7 Millionen weniger als im Vorjahr. Der Rückgang ist vor allem auf Verluste bei CD-Singles, Vinyl-Platten, Musik- und Videokassetten zurückzuführen. CD-Alben konnten dagegen mit fast 150 Millionen Stück leicht zulegen (2005: 147,6 Millionen). Auch der Verkauf von DVDs stieg um 10,1 Prozent auf 14,2 Millionen.
Positiv entwickelte sich auch der Klassikmarkt: Der Absatz mit Ton- und Bildträgern stieg im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent. Haentjes begründete dieses Plus damit, dass die älteren Zielgruppen "nicht so die Affinität zum Internet haben".
Die deutschen Phonoverbände repräsentieren rund 350 Unternehmen. Damit decken sie den Markt zu 90 Prozent ab. (tso/ddp)
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