zum Hauptinhalt
Gitarrist und Sänger Carl Carlton.

© Tine Acker

Carl Carlton im Wintergarten: Der Mann im Radio

Rockige Reise: Carl Carlton mit "Songs & Stories" im Berliner Wintergarten.

Um klarzustellen, dass er viel mehr ist als „der Maffay-Gitarrist“, tritt Carl Carlton nun in eigener Sache auf: „Songs & Stories – Woodstock & Wonderland“. Feierlicher Theatergong im ausverkauften, warmrot angeplüschten Varietétheater Wintergarten. Auf einem Barhocker sitzt lässig der dünne, zweimetrige Carl Carlton mit einer kleinen Akustikgitarre. Mit kunstvoll verstruppten Haaren und elegantem Bärtchen wirkt er wie eine Mixtur aus Musketier und Gigolo, aus bodenständig friesischem Bauernsohn und weltweit herumgondelndem Rockstar.

Ein charmanter Kontrast, der sich auch sehr reizvoll in den Songs & Stories spiegelt. Begleitet vom Schlagwerker Wayne P. Sheehy mit Händen und Besen, harten Knüppeln und weichem Filz. Yoyo Roehm mit akustischen und elektrischen Bässen, sowie Pascal Kravetz an diversen Tasten. Geradezu pompös flutet der Sound von Joni Mitchells „Woodstock“ und mehrstimmigem Satzgesang den Saal. Und Carlton erzählt und erzählt. Über seine Liebe zu Woodstock, nein, nicht dem legendären Festival von 1969, sondern dem kleinen Künstlerort, wo Carlton in den letzten Jahren gelebt hat, in der Nachbarschaft seines 2012 verstorbenen Freundes Levon Helm, einst Drummer und Sänger von The Band. Zur Illustration der Geschichten spielen Carl und seine kongenialen Begleiter feine Versionen von deren Songs „The Weight“ und „The Night They Drove Old Dixie Down“. Und „Little Red Rooster“ als Hommage an den Howlin’-Wolf-Gitarristen Hubert Sumlin. Kreischende Slidegitarre nach ruhigem Fingerpicking.

Zu den Höhepunkten werden allerdings die Songs vom exquisiten neuen Album „Lights Out In Wonderland“. Geschichten von Carls Kindheit auf dem Bauernhof zum anrührenden „Little Man In The Radio“. Fast experimentelle Klanglandschaften, Kalimba-Geplingel, schroffe Duesenberg-Gitarrenriffs und hypnotisch elektrisches Solo in „Strawberry Letter“. Van Morrissons „Domino“, gesungen von Carltons Sohn Max Buskohl als heftig funkender Soul. Und zuguterletzt noch ein paar wunderbar stonesriffige Rock ’n’ Roller von Carltons früheren Songdogs-Alben. Drei glänzende Stunden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false