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Chronist der Naziverbrechen: Erinnerung an Joseph Wulf
Mit seinen Büchern über das „Dritte Reich“ verstörte der Auschwitz-Überlebende die bundesrepublikanische Öffentlichkeit. Am 10. Oktober vor 50 Jahren nahm sich der Historiker in Berlin das Leben.
Stand:
In den späten Vormittagsstunden des 10. Oktober 1974 stürzte sich Joseph Wulf aus dem Fenster seiner Charlottenburger Wohnung. Sein Freitod war ein Akt der Befreiung, wie Jean Améry, der vier Jahre später selber Hand an sich legte, einen solchen Tod genannt hat. Er war die Bilanz eines Lebens. Mehr als 20 Jahre hatte Wulf die Taten der Nationalsozialisten dokumentiert und dabei die Namen der Täter und ihrer Mitläufer genannt, was ihm viele Gegner einbrachte. Doch wer, wie ich, in den 1960er Jahren jung war, griff gierig nach seinen Büchern. In Schule und Elternhaus wurde von all dem nicht gesprochen. Man wollte wissen, was geschehen war. Und Wulf ließ es einen wissen.
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