zum Hauptinhalt
Hau wech die Scheiße - Werner und sein Schöpfer.

© dpa

Rötger Feldmann erreicht das Rentenalter: Beinhart: „Werner“-Erfinder Brösel wird 65

Seine Kultfigur „Werner“ bleibt wohl immer der rotzfreche Lehrling. Comiczeichner Rötger Werner Friedrich Wilhelm Feldmann (alias Brösel) feiert an diesem Dienstag seinen 65. Geburtstag - und will es weiter kesseln lassen.

Früher knatterte er lässig mit seiner umgebauten Horex zum Bäcker, heute holt „Werner“-Erfinder Rötger Feldmann (alias Brösel) lieber mit dem Roadster seine Brötchen. Das Motorrad des Comiczeichners steht unangemeldet in der Garage seines denkmalgeschützten Gutshofs in der Nähe von Kiel. Wenn Brösel mit der markanten Rundbrille Platz nimmt auf dem Sitz der Maschine, huscht aber immer noch ein Lächeln über sein Gesicht. Die Haare sind inzwischen grau: „Aber im Kopf fühle ich mich wie 12.“ Am 17. März wird er 65 Jahre alt.
Auf dem Tisch steht an diesem Tag kein Bölkstoff, sondern gekochtes Wasser mit Ingwer. „Man ist, was man isst“, sagt Feldmann. Dem Comiczeichner scheint dies sichtlich gut zu bekommen. „Ich möchte mal entschleunigen, runterkommen, weniger machen.“ Im März 1981 erschien der erste Band „Werner - Oder was?“, elf weitere und zahlreiche Sonderbände folgten. Außerdem gab es fünf Kinofilme, die insgesamt rund 14,5 Millionen Menschen in die Kinos lockten.

Seit mehr als 20 Jahren lebt Brösel auf dem Gutshof. Draußen gibt der Denkmalschutz die Richtung vor, drinnen der Comiczeichner („Hau wech die Scheiße“). Jahre voller Arbeit stecken in den renovierten Räumen. Holz, Eisen und Stein bestimmen das Bild, alles hat eine unverwechselbare Brösel-Note. Beispielsweise die Senke im Steinboden des Wohnzimmers, in dem derzeit Sessel stehen. Bei Bedarf lässt sich diese als Pool nutzen. Auch die Schränke in der Küche sind Eigenanfertigungen. „Heb' wie allns selbst mokt.“ (Haben wir alles selbst gemacht.)

Seine Burg verlässt der Hausherr nicht mehr oft. „Ich habe mich so ein bisschen eingeigelt. Ich verkauze und komme wenig raus“, sagt Brösel. Der ganze Stress und der Bürokratie-Wahnsinn in der Welt regen ihn auf wie eh und je. Ob man das mit fast 65 nicht etwas entspannter sehen könne? „Nee, überhaupt nicht.“ Deshalb regelt vieles Frau Feldmann, die ganze „Behördenkacke“ zum Beispiel. „Ich bin Verweigerer, ein Formular habe ich noch nie ausgefüllt. Ohne meine liebe Petra würde ich schon längst im Knast sitzen.“ Er bekomme schon „Nackensträubungen“, wenn er nur die Stromrechnung lese.

Leidenschaftlicher Zeichner: Feldmann an seinem Arbeitsplatz.
Leidenschaftlicher Zeichner: Feldmann an seinem Arbeitsplatz.

© dpa

Noch schlimmer setzt ihm die Bürokratie bei seinen geliebten Motorrädern zu. „Wenn Du ein schönes Motorrad fahren willst, musst Du Hürden überwinden, die eigentlich gar nicht überwindbar sind oder Du bist mit einem Bein im Gefängnis“, sagt Brösel. Acht Motorräder stehen in seinem Fuhrpark. Seine Umbauten sind den strengen Prüfern des TÜV stets ein Ärgernis. Das ist der Kampf, den Werner in seinen Comics von jeher führt. „So wie meine Mühlen vorschriftsmäßig aussähen, will ich sie nicht fahren. In Deutschland werden Motorräder kaputtdiskriminisiert.“ An den Motorrädern bastelt der Zeichner deshalb nur noch selten herum. „Es ist aber nicht so, dass ich mich im Garten in die Hängematte lege“, sagt er. Zu tun gebe es auf dem Riesengrundstück genug. „Da muss die Hecke geschnitten werden, dort ist ein Loch zu graben und hier haben die Maulwürfe wieder rumgearbeitet. Das Gärtnern macht mir Spaß.“

Seine Leidenschaft ist und bleibt aber das Zeichnen. Im Atelier liegen Dutzende Stifte auf dem Schreibtisch. „Computerzeichnen ist doof“, findet Feldmann. Sein „Werner“ entsteht noch immer auf Papier. Für das markige Gesicht samt der vier Haare braucht er nur wenige Sekunden. Seit Ende des vergangenen Jahrtausends stehen im Atelier aber auch Computer. Aus den eingescannten Skizzen entstehen derzeit die Motive für die „Werner“-Kalender 2016. Der Kult-Rocker gibt sich dabei rotzfrech wie immer. „Albernheit ist immer meine Waffe gewesen“, sagt Brösel. Er habe in seinem Leben stets versucht, die Menschen zu belustigen. „Es ist doch geiler, so zu sein, als irgendwie rumzumuffeln.“ (dpa)

André Klohn

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false