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Verkettung unglücklicher Umstände: Eine Szene aus „Pimo & Rex. Die interdimensionale Hochzeit“.

© Rotopol

Fortsetzung von „Pimo und Rex“: Bunte Hymne an die Vielfalt

Mit dem Fantasyspektakel „Pimo & Rex. Die interdimensionale Hochzeit“ zeigt Thomas Wellmanns ein weiteres Mal, dass er ein Händchen für Genrestoffe hat.

Stand:

Sieben Jahre ist es her, dass Leopold um die Hand seines Partners Rex angehalten hat. Im ersten, 2013 erschienenen Band „Pimo und Rex“ feiert der Glückliche das nach einem flotten Ritt durch herbstbunte Wälder mit seinem alten Freund Pimo in einer Taverne.

Der mit 40 Seiten noch recht schmale Comic umfasste zwei Geschichten von „Pimo und Rex“ und überzeugte unter anderem die Jury des ICOM-Preises: Diese verlieh Autor und Zeichner Thomas Wellmann auf dem Internationalen Comic Salon Erlangen 2014 ihren Preis für herausragendes Artwork.

Rustikales Hobby: Eine Szene aus „Pimo & Rex. Die interdimensionale Hochzeit“.

© Rotopolpress

Und nun ist es soweit: In „Pimo & Rex. Die interdimensionale Hochzeit“ (Rotopol, 112 S., 19 €) führt Rex seinen Verlobten Leopold – nun ja, nicht zum Altar, sondern an einen Druidenkessel mit brennendem Eidechsenschädel. Die Hochzeit wird auf Haus Bärenzorn gefeiert, wo Rex‘ Vater rustikalen Hobbies nachgeht wie dem Schlagen nach Kanonenkugeln mit einer Axt, vom Pferderücken aus. Rex selbst ist Koch und schreibt Kochbücher.

Es wird geschlemmt und gezankt, getanzt und getrunken

In diese handfeste Familie heiratet nun mit Leopold der begabte Spross einer Familie ein, die sich der Magie verschrieben hat. Dass Leopold die Partyzelte und Gartenstühle per interdimensionalem Generator aus lila Prismen zaubert, gefällt dem Hausherrn von Bärenzorn nicht recht, während Leopolds großer Bruder entsetzt darüber ist, dass seine künftige Schwiegerfamilie mit dem beflissenen Kernel einen Leibeigenen in ihren Diensten hat.

Eine weitere Seite aus „Pimo & Rex. Die interdimensionale Hochzeit“.

© Rotopol

Das Familienfest verspricht also alles andere als harmonisch zu werden – und dazu trägt noch bei, dass Rex‘ alter Freund und Trauzeuge Pimo, seines Zeichens Schriftsteller mit hartnäckiger Schreibblockade, erstens zu spät kommt und zweitens statt seiner Rede einen Brief an die von ihm verehrte Magret eingesteckt hat.

Bald geht es auf den originell gebauten Seiten hoch her: Es wird geschlemmt und gezankt, getanzt, getrunken und geplaudert, dass sich die Sprechblasen in den Zeichnungen drängeln. Doch dann verliert schließlich der für Speis und Trank zuständige Tonio (Inhaber der Taverne aus dem ersten Band) die Nerven und bekommt durch Verkettung unglücklicher Umstände das Kästchen mit dem interdimensionalen Generator in die Finger.

Allerlei Hautfarben von blau über gelb bis rosa

Spätestens da nimmt Thomas Wellmanns Comic wilde und komische Fahrt auf, und müssen Leser*innen das Geschehen aufmerksam verfolgen, um keine Details zu verpassen. Denn der interdimensionale Generator setzt in Tonios unsicheren Händen unheimlich übergriffige Wesen aus einer „Ebene zwischen den Entscheidungen“, wie der magiekundige Leo erklärt, die sich wie lila-schwarze Geschwüre über die Festgesellschaft ausbreiten und die Gäste mit Reue und Zweifeln konfrontieren.

Das Titelbild des besprochenen Buches.

© Rotopol

Auf den ersten Blick mag Thomas Wellmanns Comic mit seinen bunten, kulleräugigen Wesen, von denen die meisten keiner Spezies zuzuordnen sind, wie ein Cartoon für Kinder wirken. Allzu junges Publikum dürfte aber überfordert sein von der Komplexität dieses Fantasyspektakels. Wellmann hat ja auch schon 2011 mit „Der Ziegensauger“ ein Händchen für Genrestoffe bewiesen.

Die „interdimensionale Hochzeit“ hat außerdem ein ausgesprochen diverses Personal zu bieten: Wellmann hat neben dem rundlichen Rex und dem langgezogenen Pimo mit der talentierten Kämpferin Yaya oder Pimos zupackender Herzensdame Magret starke weibliche Identifikationsfiguren geschaffen. Comickollegin Nadine Redlich hat das von Steinen besessene Wesen Nacho beigesteuert. Die Figuren haben allerlei Hautfarben von blau über gelb bis rosa – so ist der Comic ganz nebenbei eine umwerfend bunte Hymne an die Vielfalt.

Barbara Buchholz

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