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Enrico Marinis "Batman": Crime Noir mit lila Farbspritzern
Enrico Marinis erste Batman-Erzählung wurde mit Spannung erwartet. "Der dunkle Prinz" ist künstlerisch virtuos, erzählerisch jedoch mitunter etwas steif.
Eine Frau steht vor Bruce Waynes Tür, um ihm seine Tochter vorzustellen. Das Produkt eines One-Night-Stands. 100 Millionen Dollar will die Mutter. Wenig später ist die Neunjährige verschwunden. Entführt. Vom Joker.
Seit Monaten gespannt erwartet, liegt nun mit „Batman – Der dunkle Prinz“ der Auftakt zum Zweiteiler des Comickünstlers Enrico Marini vor, der sich mit der Geschichte, wie er im Vorwort schreibt, einen Kindheitstraum erfüllte: "Sagen wir, es ist ein Crime Noir, mit ein paar grünen uns lila Farbspritzern darin."

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Optisch ist der Band das erhoffte Kunstwerk geworden. Virtuos führt der Italiener Bleistift und Aquarellpinsel, setzt rasante Verfolgungsjagden genauso beeindruckend in Szene wie andächtige Panoramen der Stadt Gotham oder ikonische Heldenposen.
Trotz der oft in Brauntönen gehaltenen und von Hand vorgenommene Farbgebung orientiert sich Marini dabei klar an der Übermenschen-Ästhetik der amerikanischen Schule, was auch heißt, dass Catwoman und Harley Quinn dank Negligé, Strapsen und absurden Verrenkungen mehr als einmal an Angestellte einer Pole-Dance-Bar erinnern.
Rohe Gewalt statt Deduktion
Erzählerisch bleibt der Comic jedoch etwas hinter der visuellen Pracht zurück. Zwar ist die Geschichte interessant strukturiert und nutzt Rückblenden, um die Geschehnisse nach und nach zu entfalten. Warum Batman jedoch so heftig auf die Entführung reagiert, dass er nicht auf Deduktion, sondern ausschließlich rohe Gewalt setzt, bleibt rätselhaft.
Vielleicht ergibt das nach dem zweiten, für Juli angekündigten Band mehr Sinn. Auch die Dialoge geraten oft klischeehaft und steif: "Fresst Blei, ihr Pfeifen!".
In Sachen Grausamkeit jedoch setzt Marinis Joker Maßstäbe. So ein Psychopath war Batmans Erzfeind, der auch schon als durchgeknallte, aber im wesentlichen harmlose Nervensäge interpretiert wurde, lange nicht mehr.

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Enrico Marini: "Der dunkle Prinz - 1", Panini, 76 Seiten, 16,99 Euro