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Musikfest Berlin:  Das Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe.

© Fabian Schellhorn / Berliner Festspiele

Das Collegium Vocale Gent beim Musikfest: Heilige Jungfrau Maria

Hhohe Kunstfertigkeit der Interpretation vereint mit Spontaneität. Das Ensemble musiziert die Marienvesper von Claudio Monteverdi, dem ersten Genie der Oper.

Historisch informierte Aufführungspraxis und Lebendigkeit in jedem Ton zeichnen den Musizierstil des Collegium Vocale Gent aus. Das Ensemble entfaltet beim Musikfest in der Philharmonie einen Zauber, der hohe Kunstfertigkeit der Interpretation mit Spontaneität vereint. Auf dem Programm steht die Marienvesper von Claudio Monteverdi, dem ersten Genie der Oper.

Sein Sacralwerk „Vespro della Beata Vergine“ veröffentlicht der Komponist 1610, um damit womöglich eine Position in Rom zu gewinnen, und widmet sie dem Papst Paul V. Diese geistliche Musik zur Ehren der Heiligen Jungfrau Maria umfasst Antiphonen, Psalmen, einen Hymnus und konzertierende Sätze, einen unvergleichlichen Reichtum an kantablen Stücken, mit denen die Gäste aus Gent das Publikum 90 Minuten in andächtiger Spannung halten.

Philippe Herreweghe hat das Ensemble 1970 gegründet und leitet es noch. Sein Dirigieren bewirkt Präzision in unaufdringlicher Weise, weil er die Musik gänzlich verinnerlicht hat. Gesungen wird mit 8 Solostimmen, die im Timbre ideal miteinander harmonieren, kleinem Chor und kleiner Schola Gregoriana.

Zinken, Theorben, Posaunen entfalten Orchesterzauber

Diese Abteilung folgt der Zeichengebung der Sängerin Barbara Kabátková, eine der führenden Sopranistinnen neben der glänzenden Dorothee Mields. Solistische Besetzung erweitert sich bis zu doppelchöriger Zehnstimmigkeit. Dazu kommen alte Instrumente: Zinken, Posaunen, Streicher, Orgel und zwei Theorben. Die Musikerinnen und Musiker feiern den Orchesterzauberer Monteverdi.

Stilistisch verbindet das Werk zwei musikalische Epochen: den Stile antico der Polyphonie mit der brandneuen Moderne der „Seconda pratica“, die dem Affekt des Wortes dient und in die Zukunft der Oper weist. Das Concerto „Nigra sum“ (Ich bin schwarz), akkordbegleiteter Sologesang, bringt diese Färbungen zum Ausdruck, um mit dem Textbeginn aus dem Hohenlied die Sündenlosigkeit Mariens zu würdigen. Ein besonderer Höhepunkt ist die „Sonata sopra Sancta Maria, ora pro nobis“, deren gregorianischer Cantus firmus von konzertierenden Soloinstrumenten umspielt wird.

Selten hat man virtuose Koloratur mit solcher Selbstverständlichkeit und zugleich Ausdruckskraft vernommen wie bei dem Collegium vocale aus Gent. Die Aufführung lebt aus ihrem Eigenton in der Vielfalt bis in das leuchtende Magnificat. Sybill Mahlke

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