Kultur: Das Glück aus der Zeitung
„Ich hasse es, wenn Sie glauben, ich sei nicht glücklich, hören Sie damit auf, Sie!“ Solche Sprachperlen aus dem Hochglanzleben – in diesem Falle von Mariah Careys – bekam der gemeine Theatergänger früher nur in Wartezimmern geboten.
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„Ich hasse es, wenn Sie glauben, ich sei nicht glücklich, hören Sie damit auf, Sie!“ Solche Sprachperlen aus dem Hochglanzleben – in diesem Falle von Mariah Careys – bekam der gemeine Theatergänger früher nur in Wartezimmern geboten. Inzwischen haben sie sich – der freien Szene sei’s gedankt - zum festen Bestandteil der Gegenwartsdramatik gemausert.
So gewann der aus Interviews und Zeitungsartikeln zusammengeschnittene Carey-Abend Glückwunsch, Mariah! ( HAU 3 , 3./4.4., 22 Uhr) einen Jurypreis beim Marathon-Festival des freien Theaters „100° Berlin“, das das HAU, die Sophiensäle und der Theaterdiscounter im Februar gemeinsam stemmten. Die Preisträgerarbeiten, auserkoren aus über zweihundert Bewerbungen, werden nun in den drei beteiligten Häusern noch einmal präsentiert. Dass sich vor Mariahs Ergüssen Daniela Aue unter dem Motto Werther tanzt ( HAU 3 , 3./4.4., 20.30 Uhr) mit Goethes Hilfe an der Rettung der deutschen Sprache versucht, ist sicher eine sinnvolle Maßnahme. Ihre Kollegin Eva Bittner nimmt am gleichen Ort jeweils um 19 Uhr die demografische Debatte ernst und ermutigt die Zuschauer in ihrem Programm Hartz IX zum fröhlichen „Seniorenleasing“: Rent a Rentner, für alles, was arbeitsmäßig so anfällt in Haus, Hof und Garten. Dramaturgisch Pate stand dabei kein Hochglanzmagazin, sondern die gute alte Samstagabendfernsehshow.
Und nicht, dass der Formatreichtum damit ausgereizt wäre: In den Sophiensälen (3./4.4., 20 Uhr) erfreut das Duo Chris Leuenberger und Lea Martini Psycho-Voyeure unter dem Motto White Horse mit einem „Versuch in Live-Therapie“, während der zweite Programmpunkt des Doppelabends – Alexander Dracks Die letzte Vorstellung. Eine Mördershow einen klassischen Krimi verspricht. Und im Theaterdiscounter (3./4.3., 20 Uhr) ist eine Auseinandersetzung mit dem Bankrott in allen Facetten zu erleben: Der Dresdner Bürgerchor gibt Bernd Freytags Drama Das Schattenkabinett.
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