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Schloss Moritzburg vor den Toren von Dresden

© Oliver Killig

Das Moritzburg Festival Orchester in Berlin: Aller guten Dinge sind sechs

Beim „Young Euro Classic“-Festival im Konzerthaus begeistert das vom Cellisten Jan Vogler gegründete Moritzburg Festival Orchester mit Klangpracht und Spielfreude.

Von Frederik Hanssen

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Mozart hört man selten bei „Young Euro Classic“. Denn wenn die nationalen Jugendorchester zum Berliner Festival anreisen, kommen sie am liebsten in Maximalbesetzung - um möglichst vielen Nachwuchstalenten das Erlebnis zu ermöglichen, in der märchenhaft-theatralischen Kulisse des Konzerthauses am Gendarmenmarkt aufzutreten. Darum dominieren im Programm des Jugendorchestertreffens – neben Klangbeispielen aus den jeweiligen Heimatländern der Ensembles - die groß dimensionierten Prunkstücke der europäischen Romantik. 

Am Sonntag ist das mal anders, da gilt das Motto: klein, aber fein. Das Moritzburg Festival Orchester ist aus Sachsen angereist, wo 36 junge Musikerinnen und Musiker aus 17 Nationen zwei Wochen lang intensiv miteinander musiziert haben, in einem grandiosen Barockschloss vor den Toren Dresdens. Erst wurde gemeinsam Kammermusik gemacht, zum Abschluss erarbeitete der katalanische Dirigent Josep Caballé Domenech mit der ganzen Truppe dann sinfonisches Repertoire.

Cellist Jan Vogler vor Schloss Moritzburg, wo seit 1993 das von ihm mitbegründete Sommerfestival stattfindet.

© Felix Broede

Los geht es mit der Ouvertüre zu Mozarts Oper „Cosi fan tutte“: Caballé Domenech will sie vivacissimo haben, also virtuos schnell gespielt – und seine jungen Mitstreiter nehmen die Herausforderung gerne an, flitzen funkelnd durch die Oktaven. Ein ideales Scharnier-Stück ist dann „Sound and fury“ der englischen Komponistin Anna Clyne: denn einerseits geht es auch hier äußert quirlig zur Sache, andererseits kann man unter anderem Anklänge an „Till Eulenspiegel“ von Richard Strauss heraushören.  

Zwei Werke des deutschen Spätromantikers bilden den Mittelpunkt des sechsteiligen Abends, beide entstanden 1883, als der Komponist noch ein 19-jähriger Jüngling war. Ein höchstbegabter allerdings. Stefan Dohr von den Berliner Philharmonikern spielt das 1. Hornkonzert berückend schön, mit samtigem Legato in den zarten Momenten und edlem Leuchten in den kraftvollen Passagen. Die Strauss’sche Romanze für Cello und Orchester entfaltet sich anschließend unter den Fingern von Jan Vogler, dem künstlerischen Leiter des Moritzburg Festivals, ebenso süß wie seelenvoll.

Hochtourig-filmmusikhaft rauscht Jonathan Leshnoffs „Score“ vorbei, bevor Maestro Caballé Domenech schließlich anhand der „Haffner“-Sinfonie vorführt, was für ein fantastischer Klang-Rhetoriker Mozart gewesen ist. Vor allem das „Allegro con spirito“ und das „Andante“ funktionieren unter seiner Leitung wie perfekt aufgebaute Reden: Thematisch klug durchgeformt, dabei atmosphärisch abwechslungsreich, inhaltlich anregend und vor allem mitreißend in der Verve des Vortrags. Bravo!

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