
© Philharmonia Klaviertrio Berlin
Das Philharmonia Klaviertrio Berlin im Kammermusiksaal: La Habanera und Wiener Kaffeehaus
Romantisches Klangideal. Die Philharmoniker Nikolaus Römisch und Philipp Bohnen und die Pianistin Kyoko Hosono spielen Werke tschechischer Komponisten.
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Die tschechische Kammermusik ist unglaublich reich und wird hierzulande kaum gespielt. Allein Bohuslav Martinů schrieb 91 kammermusikalische Werke, und wer hat schon einmal etwas von Zdeněk Fibich, einem wunderbaren Zeitgenossen Dvořáks, gehört? Dem Philharmonia Trio ist daher sehr für sein Konzert am Mittwoch im Kammermusiksaal der Philharmonie zu danken, das sich diesem selten zu hörenden Repertoire widmet.
Mit dem 1891 entstandenen Klaviertrio in c-moll von Josef Suk beginnt das Konzert. Das jugendlich-romantische Ungestüm des damals erst 18-Jährigen Komponisten, Schüler und später Schwiegersohn Dvořaks, ist dabei deutlich zu spüren. Besonders der charmante zweite Satz, eine Verbindung von Habanera-Rhythmus und Wiener Kaffeehaus, bleibt im Gedächtnis und wird später als Zugabe wiederholt.
Musikalisch macht der Abend einen uneinheitlichen Eindruck. Während Philipp Bohnen (Violine) und Nikolaus Römisch (Violoncello) mit Spielfreude und Energie überzeugen, übernimmt Kyoko Hosono am Flügel leider nie die Führung, weder klanglich noch durch musikalische Impulse. Nicht umsonst heißt die Gattung Klaviertrio.
Als der berühmte Geiger Jascha Heifetz auf dem Programmzettel zuerst genannt werden wollte, entgegnete Arthur Rubinstein: „Und wenn Gott selber die Violine spielte, hieße es immer noch zuerst Rubinstein und dann Gott“. Was nichts mit Eitelkeit zu tun hat, sondern klar die Führungsrolle des Klaviers unterstreicht, der Hosono nicht gerecht wird.
Eine Entdeckung ist Bohuslav Martinůs Klaviertrio Nr. 3 C-Dur, das er 1951 in New York schrieb. Ein bis auf den mitreißenden letzten Satz eher sprödes, rhythmisch geprägtes Werk, das die Grenzen der Tonalität zuweilen sprengt. Leider bleiben die Pianistin, gelegentlich auch die Streicher, einem romantischen Klangideal verhaftet, was der Transparenz und dem Dialog der Instrumente keinen Gefallen tut. Rhythmische Plastizität, knackige Artikulation und weniger Pedal im Klavier wären hier mehr gefragt.
Mit dem berühmten „Dumky“- Trio op. 90 von Antonín Dvořak endet der Abend. Das sechssätzige Werk entstand, wie Suks Trio, 1891 und sprengt die gewohnte Form des Klaviertrios. Die Melancholie der „Dumky“ (zu Deutsch „Nachsinnen, Gedanke“) umschrieb der Schriftsteller Bohumil Hrabal einmal als „Schöntrauer“. Die Interpretation des Philharmonia Trios folgt diesem Gedanken mit durchweg noblem Schönklang.
Die Sätze lassen sich jedoch auch als existenzielle Dramen auffassen, in denen - wie im Klezmer - abgrundtiefe Trauer und überschäumende Lebensfreude einander bedingen. Etwas Wagemut in den Wohlklang zu mischen, hätte diesem Meisterwerk der tschechischen Kammermusik gutgetan.
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