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Kultur: Davonwandern

Hans Liechtis sehr persönliche Raucherentwöhnungskur: „Hans im Glück“

Philip Morris und BAT sind unter den Geldgebern von Peter Liechtis „Hans im Glück“ nicht zu finden, das Schweizer Bundesamt für Gesundheit und die Lungenliga schon. Schließlich geht es, so der Untertitel, um „einen, der auszog das Rauchen loszuwerden“. Lungenkrebssterbende und NichtraucherSeminare kommen in diesem schweizerischen Filmessay auch wirklich vor. Ein gesundheitlicher Aufklärungsfilm ist trotzdem nicht daraus geworden, dazu ist der mit Handkamera gedrehte und Tagebuchnotizen unterlegte Film zu persönlich: Der eine, der da immer wieder loszieht, um seiner Sucht davon zu „marschieren“, ist Filmemacher Liechti selbst. Dreimal macht er sich auf den Weg, zu Fuß, ohne Reservierungen und Filmteam, nur mit Videokamera und kleinem Gepäck. Von seiner Wohnung in Zürich, wo der Filmemacher lebt, geht es auf unterschiedlichen Wegen nach St. Gallen, wo er 1991 geboren wurde. Eine Heimreise, eine Heimatsuche – und auf dem Weg begegnet er unbekannten und vertrauten Schweizern und Schweizerinnen und ihren Sitten und Eigenarten. Liechti, dem wir so ungewöhnliche Filmreisen wie das Künstlerporträt „Signers Koffer“ (1995) oder den Musikfilm „Namibia Crossings“ (2004) verdanken, erforscht hier eine Welt, in der er ebenso präsent wie abwesend ist. Weil er mit eigener Hand die Kamera führt, sehen wir ihn nur ab und zu als Schatten oder Reflektion. Seine Tagebuchnotizen werden von einem anderen gesprochen – und durchziehen doch den ganzen Film als humorvoll selbstreflexiver Kommentar. Dass das nicht zur autistischen Innenschau führt, liegt an dem wachen Blick des Filmemachers, rührt aber auch von einem Sprachton, der an den Besten der Schweizer Literatur geschult zu sein scheint, obwohl er kein bisschen literarisch daherkommt. So ist „Hans im Glück“: philosophisch vieldeutiger – und simpel wie ein Märchen. Auch der Grimmsche Hans im Glück gibt keine eindeutigen Botschaften. Nur hartnäckige Rationalisten durften diesen Film nicht verstehen. S.H.

fsk am Oranienplatz

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