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Kultur: Denk an das Meer!

Ruudi Beier geht fremd.Er, der Initiator und Organisator von SOMA, der Galerie von Künstlern für Künstler, stellt diesmal in den "Empty Rooms" aus - ebenfalls in Kreuzberg, aber etwas höher gelegen als der SOMA-Showroom zu ebener Erde in der Ohlauerstraße.

Ruudi Beier geht fremd.Er, der Initiator und Organisator von SOMA, der Galerie von Künstlern für Künstler, stellt diesmal in den "Empty Rooms" aus - ebenfalls in Kreuzberg, aber etwas höher gelegen als der SOMA-Showroom zu ebener Erde in der Ohlauerstraße.Bei den "Empty Rooms" hat Beier exakt nachgemessen: "47 m über dem Meer" heißt sein Environment.Man betritt es durch eine Art Schleuse.Dahinter tut sich eine andere Welt auf.

Schon beim Eintreten gewahrt man einen leichten Wind, der aus der Schleusentür kommt, die geradezu aufgestemmt werden muß, um sich Zutritt zu verschaffen.Von der zum Künstleratelier umgewandelten Wohnung aus kommend, sieht man sich versetzt in eine unerwartete Atmosphäre.Gleißend helle Leuchtstoffröhren tauchen den weißen Raum ebenso in ein kaltes Licht wie die darin befindliche weiße Kiste.Es handelt sich um eine gewöhnliche Klimatransportkiste einer Kunstspedition, nur die Seitenwände sind durch Plexiglas ersetzt.Oben in der Kiste befinden sich Türspione.Hier muß man also hindurchschauen.

Umrauscht von Meeresbrandung und umzuckt von einem außen am Fenster angebrachten Leuchtfeuer tritt man heran, blickt hinein und sieht als Stereofotografie eine Wolke am Himmel.Beier hat die Atmosphäre in eine Kiste gesteckt, wenn auch nur metaphorisch.Die Kiste als Raum im Raum wiederholt, was der artifiziell ausgestattete Ort als Ganzes vermitteln will: die Ahnung des Meeres.Ein in die Wand geschlagener Bolzen als Meßpunkt gibt die rein faktische Beziehung zum Meer exakt wieder: 47 Meter tiefer liegt der Meeresspiegel.

Dieser reale Referenzpunkt liefert das Alibi für die imaginäre Nähe des Meeres, unterstützt durch die atmosphärischen Komponenten des Environments.Das Innen widerspricht dem Außen, und das Außen stillt die Sehnsucht nicht, die im Inneren nur künstlich erzeugt wird.Beier macht diesen Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit deutlich, wenn er das Meer als bloßes Artefakt vorführt.Seine Elemente funktionieren metaphorisch.Es bedarf nicht der Teilbestände aus Neptuns Reich, des Salzwassers, der Muscheln; diese Realien sind überflüssig.

Beier hat einen Raum als Bild geschaffen, ein Bild, das spricht und sagt: Denk an das Meer! Es ist da, Du kannst es überall sehen, in der Wolke vom Kraftwerk Klingenberg (die nun in der Kiste steckt) genauso wie im Brandungsrauschen des Verkehrs hinter dem Fenster auf der Straße.Habe Mut, Dich Deiner Phantasie zu bedienen.Beier leistet Aufklärungsarbeit über die Rolle der Kunst für das Leben. RoB

Empty Rooms, Axel-Springer Straße 39, bis 21.Februar; Mittwoch 16-20 Uhr und nach Vereinbarung.

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