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Kultur: Der Alleinige

Petzold, Hoss & Co. über „Yella“

Es gibt Regisseure, die sind genauso wie ihre Filme: der verschmitzte Chabrol, der melancholische Wenders, der joviale Soderbergh. Christian Petzold ist anders als seine Filme: ein unterhaltsamer, fröhlicher Schnellredner. Es macht Spaß, wenn er sich im Hyatt den Journalistenfragen zu „Yella“ stellt: ein Pingpong, das er locker gewinnt. Schließlich sitzt neben ihm auch die strahlende Nina Hoss, die sich nach eigener Auskunft bei ihrem dritten Petzold-Film erneut beim Regisseur fantastisch aufgehoben fühlte. Und schließlich reagieren ihre Kollegen Devid Striesow und Hinnerk Schönemann ebenfalls bestens gelaunt, wenn sie etwa über männliche Aggressivität Auskunft geben sollen.

Der überraschende Filmschluss? Wird nicht verraten. Aber dass es um Gespenster und ein ungelebtes Leben geht, sagt Petzold doch: Nur im Traum trägt eine Frau wochenlang die gleiche rote Bluse. Und der Autounfall ist keine Action, sondern bloß der „Schlag des Unterbodenschutzes auf das Kopfsteinpflaster“. Wie im Leben: Man hört ein Geräusch, und der Unfall ist längst passiert. Das ExpoGelände? Dort wurden die Hannover-Szenen gedreht, und Petzold schwärmt von dem Areal, auf dem sich der Kapitalismus so irrwitzig schnell ruinierte: mit laubbedeckten Rolltreppen und einem litauischen Pavillon, der aussieht, als habe ein Riese seinen Staubsauger vergessen.

Die Standardfrage nach der „Berliner Schule“ fehlt auch nicht. In seiner Zeit an der dffb fühlte er sich „alleiniger“ als heute, deshalb findet Petzold das Etikett für ihn und andere Regisseure okay. Auch wenn es weder Klassensprecher noch Kakaogeld gibt. Einmal haben sie sich getroffen und bei „Sehnsucht“-Regisseurin Valeska Grisebach Erdbeerkuchen gegessen. Aber als Christoph Hochhäusler fragte, ob sie vielleicht ein Manifest schreiben sollten, taten sie es doch nicht: weil das Wetter gerade so schön war.

Zurück zu „Yella“. Was hat denn bitteschön die schwimmende Cola-Dose im Schlussbild zu bedeuten? Die hatte jemand vom Team im Wagen vergessen, der von der Brücke in die Elbe stürzt. Nö, meint Petzold, die Cola-Dose ist kein politisches Statement. Nur das Dokument eines sehr heißen Sommerdrehtages. Die bleibt drin, auch in der DVD-Edition. chp

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