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Der 33-jährige Maxim Emelyanychev dirigiert in der Philharmonie erstmals das Deutsche Symphonie-Orchester.

© Tessa Posthuma de Boer

Der Dirigent Maxim Emelyanychev: Die elementare Freude an der Klangseligkeit

Der russische Dirigent Maxim Emelyanychev dirigiert das Deutsche Symphonie-Orchester durch ein historisches Programm. Ein phänomenales Debüt.

Der jungen Ludwig van Beethoven spielt im April 1800 sein Klavierkonzert Nr. 1 im Wiener Hoftheater. 1839 dirigiert Felix Mendelssohn Bartholdy als Gewandhauskapellmeister in Leipzig die Uraufführung der Großen C-Dur-Symphonie von Schubert. Das sind Ereignisse der Musikgeschichte zwischen Klassik und Romantik, die ein Programm des Deutschen Symphonie-Orchesters in Verbindung bringt.

Am Pult des DSO debütiert der Russe Maxim Emelyanychev, der mit 33 Jahren ein italienisches Barock-Ensemble und als Nachfolger Robin Ticciatis das Scottish Chamber Orchestra leitet. Ein Dirigent von elektrisierender Ausstrahlung: Ohne Taktstock modellieren seine Hände Melodien, Bögen und kleinste Figurationen als zierliches Fingerwerk, um seine elementare Freude an Klangseligkeit zu vermitteln.

Die Partitur dirigiert Emelyanychev quasi auswendig, zwischen den Sätzen überblättert er viele Seiten. Als Pianist mit Mozart hervorgetreten, in Alter Musik erfahren, steht er nun vor einem DSO in runder Besetzung, die sechs Kontrabässe hinter den Bläsern aufgereiht. Das Orchester folgt ihm mit Engagement, seine Zeichengebung heißt herzliche Aufforderung.

Sie geht an die Hörner in der langsamen Einleitung der Schubert-Symphonie, an die drei Posaunen mit ihren berühmten Passagen im ersten Satz, die feinen Holzbläsersoli. Ebenso entfalten die Streicher im zweiten Satz lyrisches Singen. Ländlerglück genießt der Maestro sichtlich im Scherzo, während er im Finale der Versuchung zu lärmendem Überschwang rechtzeitig zu begegnen weiß.

Wie in jenem Leipziger Konzert unter Mendelssohn kombiniert das DSO die Symphonie mit Mendelssohn eigener Ouvertüre zu Victor Hugos „Ruy Blas“. Ein dankbares Stück, an dem der Komponist seinen Spaß hatte, obwohl er das Drama „ganz abscheulich“ fand. Eingefügt in das historische Programm erklingt in der Philharmonie das frühe Beethoven-Konzert. Solist Francesco Piemontesi nimmt es nicht nur als Spielraum für seine glänzende Virtuosität, sondern auch als Muster fein abgestimmten Zusammenspiels mit dem Orchester. In Zeiten der Pandemie oft gestrichen, ist die Zugabe diesmal erlaubt. Piemontesi begeistert mit einem Stück aus den „Images“ von Debussy.

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