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Udo Kier auf der Berlinale beim Fototermin zu „Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot“.

© dpa/Ralf Hirschberger

Der Mann für die bösen Rollen: Deutscher Hollywood-Star Udo Kier mit 81 Jahren gestorben

Stechender Blick aus grünen Augen, das war in Hollywood sein Markenzeichen. Udo Kier wirkte in mehr als 200 Filmen mit. Nun starb der gebürtige Kölner in seiner Wahlheimat Kalifornien.

Stand:

Er stand für über 200 Film- und Fernsehrollen vor der Kamera und zählte zu den wenigen großen Hollywood-Stars aus Deutschland. Nun ist der Schauspieler Udo Kier in seiner Wahlheimat Kalifornien im Alter von 81 Jahren verstorben, wie sein Lebensgefährte, der Künstler Delbert McBride, dem Branchenblatt „Variety“ bestätigte. Angaben zur Todesursache machte er nicht öffentlich.

Kiers Darstellungen von Frankenstein und Dracula verhalfen ihm in den 1970er-Jahren zum Durchbruch. In den 1990er-Jahren war er in Blockbustern wie „Ace Ventura“, „Armageddon“ und „Blade“ zu sehen, zudem trat er in zwei Musikvideos von Madonna auf.

In Deutschland ist Udo Kier aktuell in seiner letzten Rolle zu sehen. In dem brasilianischen Film „The Secret Agent“ spielt er einen deutschen Juden.

Kier gab oft den Bösewicht

Er ist einer der wenigen deutschen Schauspieler, die in der Traumfabrik und im internationalen Filmgeschäft über Jahrzehnte präsent waren. Dabei gab Kier oft den Bösewicht - nicht zuletzt wegen seines intensiven Blicks aus ungewöhnlich grünen Augen.

Bekannt ist Kier für seine Schurkenrollen und schrägen Charaktere. 2012 spielte er in dem Trash-Spektakel „Iron Sky – Wir kommen in Frieden!“ den Herrscher einer Nazi-Gemeinde, die auf der dunklen Seite des Mondes lebt.

Udo Kier bei der Iron Sky-Filmpremiere am 3. März 2019 in Berlin.

© www.imago-images.de/via www.imago-images.de

Kindheit in ärmlichen Verhältnissen

Kier wurde am 14. Oktober 1944 als Udo Kierspe in Köln-Mülheim geboren. Er wuchs in Armut auf und wurde von seiner alleinerziehenden Mutter großgezogen. In seiner Jugend absolvierte der Rheinländer eine Lehre als Großhandelskaufmann in der Werkzeugbranche, jobbte eine Zeit lang beim Autobauer Ford am Fließband.

Mit 19 Jahren machte er sich auf nach London und knüpfte Kontakte mit der Filmbranche. Er bekam erste Schauspielrollen und besuchte später in New York eine Schauspielschule. Er drehte unter anderem mit Rainer Werner Fassbinder, Andy Warhol, Werner Herzog und Christoph Schlingensief.

Die Schauspieler Helmut Berger (r) und Udo Kier (l), aufgenommen während der Dreharbeiten zu dem Tessari-Film „Das fünfte Gebot“, 1977.

© dpa/Horst Ossinger

Schon seit 1991 lebte Kier in den USA. Einige Jahre pendelte er zwischen seinen Häusern in Los Angeles und Palm Springs, wo er einer alten Bücherhalle wohnte.

Ein Künstler aus Leidenschaft

Zur Kunst-Szene hatte Kier seit jeher ein enges Verhältnis - schon früh freundete er sich mit namhaften Künstlern an. So wollte Andy Warhol (1928-1987) den jungen Mann mit dem diabolisch-stechenden Blick unbedingt für seine Horror-Persiflagen „Blut für Frankenstein“ und „Blut für Dracula“ gewinnen.

Besonders eng war Kiers Kontakt zu Filmemacher Rainer Werner Fassbinder, mit dem er unter anderem „Lili Marleen“ oder „Berlin Alexanderplatz“ drehte. Für Gus Van Sant stand er ebenfalls vor der Kamera. Der Schauspieler arbeitete auch mit weiteren deutschen Regisseuren zusammen, zum Beispiel mit Christoph Schlingensief oder Fatih Akin.

Udo Kier mit Christoph Schlingensief bei einer Filmpremiere.

© imago images/United Archives/imago stock&people via www.imago-images.de

Für sein Lebenswerk bei Filmfestival geehrt

Im Jahr 2020 wurde Kier auf dem „Walk of the Stars“ in Palm Springs mit einer Sternenplakette verewigt. Als Gastredner erinnerte damals US-Regisseur Gus Van Sant an Kiers Rolle in seinem Film „My Private Idaho – Das Ende der Unschuld“ (1991). An der Seite der Jungstars Keanu Reeves und River Phoenix spielte Kier in diesem Film einen Freier.

Im vergangenen Jahr wurde Udo Kier beim Braunschweig International Filmfestival ausgezeichnet. Er erhielt den mit 25.000 Euro höchstdotierten Preis des Festivals, „Die Europa“, für herausragende darstellerische Leistungen in der europäischen Filmkultur. Den Preis nahm der Hollywood-Star persönlich entgegen.

Als Reaktion auf den Tod des Schauspielers sprachen die Organisatoren des Filmfestivals den Menschen im Umfeld des Verstorbenen ihr Mitgefühl aus.

Kier sei nicht nur ein besonderer Schauspieler gewesen, der das internationale Filmgeschehen nachhaltig geprägt habe, hieß es in einer Mitteilung: „Er war auch ein über die Maßen eindrucksvoller Mensch – den wir als Braunschweig International Film Festival für immer in unser Herz schließen.“(dpa/Tsp)

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