zum Hauptinhalt
Musicaldarsteller Eric Lee Johnson 2016 in seiner Berliner Wohnung

© Kai-Uwe Heinrich

Ein Amerikaner in Paris: Der Musical-Darsteller Eric Lee Johnson ist tot

Herzlicher Mensch, Entertainer, Wahl-Berliner, Schauspieler mit Leib und Seele: Ein Nachruf auf den amerikanischen Musicalstar Eric Lee Johnson.

Von Frederik Hanssen

Stand:

Er hat Berlin geliebt. „Hier gehöre ich hin“, rief er 2016 bei einem Gespräch und breitete dabei die Arme aus, als wolle er die ganze Stadt umarmen. Eric Lee Johnson war ein herzlicher, fröhlicher Mensch, und auch ein lauter Kerl, ein Entertainer und Menschenfänger, einer, der einfach raus musste auf die Bühne. Und der fantastisch von früher erzählen konnte.

Von den Pioniertagen des deutschen Musical-Booms in den achtziger Jahren. Die hat er mitgeprägt, besonders als Mitglied im legendären Ensemble von Helmut Baumann am Theater des Westens.

Mit 19 wagt er den Sprung nach Europa

Die Broadway-LPs seiner Mutter begeisterten ihn als kleinen Jungen, damals, in Washington, DC. Mit seinem Bruder sang er die Songs nach, abends, wenn sie im Bett lagen. In der Grundschule tritt er in den Chor ein, wirkt in der Oberstufe regelmäßig bei Musicalaufführungen mit und bekommt direkt nach dem Abschluss seinen ersten Job, in Williamsburgh, bei einer Hotelshow.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Mit 19 wagt Eric Lee Johnson dann den Sprung nach Europa, bekommt Gastspielverträge in St. Gallen und Bern, steht 1981 auf der riesigen Bregenzer Seebühne in der „West Side Story“, ist am Wiener Raimundtheater der erste Schwarze, der den Jim Boy in Abrahams Operette „Blume von Hawaii“ spielt.

Und er lernt Helmut Baumann kennen. Der ihn 1984 aus Österreich nach Berlin holt. Gleich mit seiner ersten Berliner Produktion wird er stadtbekannt, als Judas in „Jesus Christ Superstar“.

An der Komischen Oper spielt er in "Kiss Me, Kate"

1994 ist Johnson in der Premierenbesetzung von „Miss Saigon“ in Stuttgart dabei, doch es zieht es ihn zurück in die USA. In New York spielt er zwölf Jahre lang in der Parodie-Show „Forbidden Broadway“, sagt dann dem Entertainment Adieu, nimmt Bürojobs an, wird erneut von der Bühnen-Sehnsucht gepackt, geht wieder nach Europa, nach Berlin, wo er unter anderem an der Komischen Oper in „Kiss me, Kate“ dabei ist.

Parallel beginnt er zu fotografieren, fängt urbane Impressionen ein, die er am Computer bearbeitet. Und er engagiert sich in der Aids-Hilfe, tritt bei der Schwulenberatung auf, in der HIV-Station des Auguste-Viktoria-Krankenhauses. Beim Christopher Street Day singt er 2015 vor einer halben Million Menschen.

Von zwei Schlaganfällen im Herbst konnte er sich trotz wochenlanger Rehabilitation nicht wieder erholen. Am Donnerstag ist Eric Lee Johnson in seiner Berliner Wahlheimat gestorben, mit nur 61 Jahren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })