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Kultur: Der Ordnung eine Gasse

ARCHITEKTUR

Durch die 3000 Jahre alte Innenstadt von Peking verläuft seit der Kaiserzeit eine schnurgerade Nord-Süd-Achse. Heute ist die chinesische Hauptstadt mit ihrer explosionsartigen Bevölkerungsentwicklung für ihr städtebauliches Chaos gefürchtet. Damit möchte der Frankfurter Architekt Albert Speer Schluss machen. Wenn in fünf Jahren die Welt anlässlich der Olympiade auf Peking blickt, soll nach Speers Entwurf eine 25 Kilometer lange Perlenschnur quer durch die Stadt entstanden sein, an der das Olympiagelände im Norden, die Verbotene Stadt, das Bahnhofsviertel und eine „Ökostadt“ im Süden aufgereiht liegen. Eine Ausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst zeigt sein utopisches Projekt (Lansstr. 8, Dahlem, Di-Fr 10-18, Sa/So 11-18 Uhr, bis 29.6.). Im Namen der Ordnung eine Schneise mitten durch die Stadt zu schlagen, erinnert unangenehm an die Pläne von Hitlers Chefarchitekt Albert Speer Senior, dem Vater von Albert Speer.

Zu Recht hat sich Speer Junior, inzwischen 68 Jahre alt, ein Leben lang gegen die Schatten der Vergangenheit gewehrt. Doch zum Ende seiner Karriere versucht er scheinbar ein Kräftemessen mit seinem Übervater – und seiner legendären, nie verwirklichten Nord-Süd-Achse für die „Welthauptstadt Germania“. Natürlich plant Speer Junior keine faschistische Paradestraße, sondern ein „städtisches Biotop“ mit Windparks, Museumsmeile, umgenutzten Fabrikhallen, Hotelhochhäusern, Kinos und Wohnungen. Aber aus Peking eine „ökologische Modellstadt“ zu machen, ist nichts als ein frommer Wunsch. Selbst wenn sie nie verwirklicht wird, kann ihre Planung ästhetischen Schaden anrichten.

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