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Dirigent Martin Braun bei der Probe.

© Peter C. Theis

Deutsch-skandinavisches Orchester : Licht am Ende des Tunnels

Die Deutsch-Skandinavische Jugend-Philharmonie feiert ihr 40-jähriges Gründungsjubiläum – natürlich mit einem Konzert in Berlin.

Von Laura Luckenbach

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Ein Abend, zwei Dirigenten und zwei Programmhälften, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Aber dennoch wird das Konzert zum 40. Jubiläum der Deutsch-Skandinavischen Jugend-Philharmonie von einem roten Faden durchzogen: Werke der skandinavischen Komponisten Edvard Grieg und Jean Sibelius umrahmen Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“.

Alle diese Werke der ersten Programmhälfte beschäftigen sich thematisch mit der unglücklichen menschlichen Seele, die Oddur Jónsson mit seinem gefühlvollen Bariton interpretiert. Die Verzweiflung des Erzählers ist deutlich zu spüren, und wenn es bei Mahler heißt „Wenn mein Schatz Hochzeit macht“, ist hier nichts Freudiges zu finden. Das sehr langsame Tempo trägt dazu bei und lässt die Holzbläsereinwürfe fast erstarren. Erst im vierten Lied beginnt das Orchester allmählich vorwärtszudrängen.

Die Musik wendet sich in Zuversichtliche

Doch auch der vierte Satz aus Sibelius‘ „Lemminkäinen-Suite“, im Programmheft als „virtuoses Husarenstück“ mit „rasenden Tempos“ beschrieben, scheint trotz seiner überzeugenden Interpretation noch nicht das maximale spieltechnische Können des Orchesters auszuschöpfen. Solist Jónsson bleibt hier – obwohl er nichts zu singen hat – bis zum letzten Paukenwirbel auf der Bühne, mit der sich die aufschäumende Musik immer mehr aus der Verlorenheit ins Zuversichtliche wandelt.

Zwischen den Werken versucht der Dirigent Andreas Peer Kähler mit erhobener Hand den Applaus zu vermeiden, um einen großen Spannungsbogen und Zusammenhang der drei Stücke zu verdeutlichen. Die vielen erkältungsgeplagten Gäste in der Philharmonie hätten sich jedoch durchaus über eine vom Applaus kaschierte Hustenpause gefreut. Schließlich brandet ein lang anhaltender Begeisterungssturm auf.

Die Schlagezuger bei der Probe.

© Peter C. Theis

Die zweite Konzerthälfte greift die Wendung ins Positive auf und möchte sie mit Dimitri Schostakowitschs Jazz-Suite Nr. 2 zur beschwingten Lebensfreude entwickeln. Die jungen Musikerinnen und Musiker, größtenteils Studierende internationaler Musikhochschulen, können nun unter der Leitung von Martin Braun ihre Spielfreude präsentieren.

Nach anfänglichem Hineinstolpern in die Tempi finden schließlich die einzelnen Instrumentengruppen zusammen und die bekannten Melodien versetzen das Publikum in Jubelstimmung – nun auch zwischen den Sätzen. Im zweiten Walzer zeigt sich die Professionalität des Projektorchesters. Einzelne Gesten reichen aus, und das Orchester hört seinen Solistinnen an Saxofon und Posaune zu und begleitet wie von selbst. Es wird akzentuiert gespielt und die Schlagzeuger agieren für die Leichtigkeit der Suite schon fast zu präzise. Trotz volltönender Streicher steht in dieser Interpretation das Rhythmische des Werkes im Vordergrund.

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