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Szene aus dem 1. Akt von "La Gioconda"

© kranichfoto/Deutsche Oper

Deutsche Oper Berlin: Showdown auf der Giudecca

Große Sängershow: Die Deutsche Oper spielt wieder ihre legendäre 1974er Produktion von Ponchiellis „La Gioconda“.

Es ist Dietmar Schwarz hoch anzurechnen, dass an der Deutschen Oper jetzt mal wieder Filippo Sanjusts legendäre „Gioconda“-Inszenierung gezeigt wird. Denn die Produktion von 1974 ist genau das, was der Intendant an seinem Haus eigentlich nicht mehr sehen will: kulinarisches Musiktheater mit naturalistischer Prunkausstattung, ein purer Augen- und Ohrenschmaus. Keine Spur von Aktualisierung, keine psychologische Durchleuchtung der Figuren, stattdessen Kostüme mit jeder Menge Rüsch und Plüsch sowie gemalte Kulissen. Die aus den 1920er Jahren stammen, in ihrem detailverliebten Naturalismus aber auch von 1876 sein könnten, als Amilcare Ponchiellis einziger Hit seine Uraufführung an der Mailänder Scala erlebte.

Jedes Bühnenbild sieht aus wie eine gigantische Venedig-Postkarte, es gibt den Dogenpalast, die Ca d’Or am Canal Grande und den Blick auf den Markusplatz von der Giudecca-Insel aus. Was für ein Spektakel! Dass „La Gioconda“ lediglich 56 Mal gespielt worden ist den in 44 Jahren seit der Premiere, macht klar, was für ein enormer Aufwand hier getrieben werden muss, personell wie bühnentechnisch. Ponchielli war nämlich nicht nur ein Bewunderer Verdis – vieles klingt nach der fünf Jahre zuvor herausgekommenen „Aida“ –, sondern orientierte sich auch an der Grand Opéra.

Packende Sängerduelle, leuchtende Klangfarben

Bejubelter Höhepunkt ist stets die Balletteinlage, nach französischem Vorbild im 3. Akt platziert. Drum herum gibt es eine irrwitzige Intrigenstory mit mehreren Mordversuchen und einem finalen Suizid der Titelheldin. Arrigo Boito, der später so virtuose Libretti für „Otello“ und „Falstaff“ schreiben wird, übt hier spürbar noch. Ermöglicht aber immerhin eine ganz große Sängershow mit jeder Menge zündenden Nummern. Für die jetzt genau die richtigen Riesenstimmen versammelt sind: Hui He und Daniela Barcellona liefern sich ebenso packende Vokalduelle wie Alfred Kim und George Gagnidze. Dirigent Pinchas Steinberg führt Chor und Solisten sicher durch die emotionalen Stürme, das Orchester der Deutschen Oper lässt die Klangfarben aufs Prächtigste leuchten.

Einziger Wermutstropfen: Nach jedem Akt gibt es eine Pause, weil die Bühnenbilder von Hand umgebaut werden müssen. Das streckt den Abend auf über viereinhalb Stunden.

Wieder am 1., 4., 7. Juli, jeweils 18 Uhr.

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