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Intendant Oliver Reese, Dirigent Adam Benzwi und Gastregisseur Barrie Kosky (von l.) freuen sich auf die neue „Dreigroschenoper“ am Berliner Ensemble.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Barrie Kosky inszeniert am Berliner Ensemble: Die fünfte Version der „Dreigroschenoper“ ist ein Coup

Der Intendant der Komischen Oper kommt 2020 als Gastregisseur ans BE. Dort will er Brechts Klassiker zeitgenössisch präsentieren.

So berühmt ist Barrie Kosky mittlerweile: Oliver Reese, der Chef des Berliner Ensembles, veranstaltet eigens eine Pressekonferenz, nur um zu verkünden, dass sein Intendantenkollege von der Komischen Oper bei ihm eine neue „Dreigroschenoper“ inszenieren wird. Tusch, Fanfare, Trommelwirbel!

Die Premiere des Großereignisses am Ort der Uraufführung wird zwar erst in über einem Jahr stattfinden, am 29. Januar 2021 nämlich, und die nicht ganz unbedeutende Frage, wer dann welche Rolle übernehmen wird, ist noch nicht geklärt – aber Reese erscheint schon die pure Personalie Kosky als derartiger Coup, dass er dafür die Hauptstadtpresse zusammentrommelt.

Drei Neuproduktionen der „Dreigroschenoper“ gab es bislang erst am Schiffbauerdamm seit dem legendären Uraufführungserfolg von 1928 in der Regie von Erich Engel: 1960 inszenierte Engel erneut, die nächste Interpretation besorgte Manfred Wekwerth, vor zwölf Jahren schließlich nahm sich Robert Wilson des Brecht-Klassikers an. Im kommenden Februar werden die drei letzten Aufführungen dieser Deutung über die Bühne gehen, insgesamt lief die Show dann 317 Mal am Schiffbauerdamm.

Es war eine besonders kostspielige Angelegenheit, denn es müssen 20 Gastkünstler pro Abend bezahlt werden. Barrie Kosky dagegen will ausschließlich mit dem BE-Ensemble arbeiten – auch wenn alle seine Operettenmusen von der Komischen Oper – Max Hopp, Dagmar Manzel und Katharine Mehling – auch gerne mitgemacht hätten. Adam Benzwi übernimmt die Leitung des Orchesterchens, das neunköpfig sein soll. Für genauso wenige Musiker hatte Kurt Weill 1928 seine Dreigroschen-Songs erdacht.

Eigentlich war sein Terminkalender schon voll, als Oliver Reese ihm die „Dreigroschenoper“ anbot, erzählt Barrie Kosky – doch das Angebot war zu verlockend. Also plante er um. Weil das Stück auch noch bestens zum großen Kurt-Weill-Schwerpunkt passt, den es 2021 an der Komischen Oper geben wird.

Kosky will keine Nostalgiefeier der „Goldenen Zwanziger“

Zeitgenössisch soll seine Inszenierung werden, verspricht Kosky, keine Nostalgiefeier für die angeblich ach so goldenen 20er Jahre. Es wird also um die armen Leute von heute gehen. Dafür spendiert die Lottostiftung dem Berliner Ensemble einen finanziellen Extrazuschuss in Höhe von 380 000 Euro. Weil es eben stimmt, was Mackie Messer in 2. Akt der „Dreigroschenoper“ singt: „Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm.“

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