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Der Rechtsprofessor Philippe Sands hat seinen deutschen Verlag einer Lesung in der Autorenbuchhandlung zu verdanken.

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Autorenbuchhandlung wird 40: Die Liebe zur schönen Literatur

Jelinek, Grass, Böll: viele große Schriftsteller haben hier schon gelesen. Jetzt feiert die Autorenbuchhandlung Berlin ihren 40. Geburstag mit einem glänzenden Jubiläumsprogramm.

Erst kürzlich haben sie wieder einen Coup gelandet. Den jungen Herren von der Berliner Autorenbuchhandlung war es gelungen, den Londoner Starjuristen und Menschenrechtler Philippe Sands mit seinem bisher nur auf Englisch erschienenen Buch „East West Street. On the Origins of Genocide and Crimes Against Humanity“ in ihren Laden unter der S-Bahnhof-Brücke beim Charlottenburger Savignyplatz zu locken. Die Verführerin war dabei die Schauspielerin Katja Riemann, die Marc Iven, Joachim Fürst und Christian Dunker von einer begeisternden Begegnung mit Sands erzählt hatte.

Sands, dessen in der angelsächsischen Presse gerühmtes Buch über die Wurzeln von Völkermorden, in dem es auch um seine eigenen galizischen Wurzeln geht, in Deutschland bis dahin niemand zu kennen schien, wurde so von Riemann im überfüllten kleinen Lesecafé der Buchhandlung vorgestellt – und kurz danach hatte Sands einen deutschen Verlag.

Buchhandlungen in München, Berlin und Frankfurt am Main

Nicht immer sind die Erfolgsgeschichten so spektakulär, doch diese musste jetzt einfach sein. Denn die Berliner Autorenbuchhandlung feiert gerade ihr 40-jähriges Jubiläum. Im Jahr 1973 wurde in München, in der kleinen Schwabinger Wilhelmstraße, mit damals je 1000 Mark Einlage pro Mitgesellschafter von Schriftstellern, Kritikern, Lektoren und Literaturenthusiasten die erste Autorenbuchhandlung gegründet. Es folgten 1976 West-Berlin und drei Jahre später Frankfurt am Main. Von Böll bis Grass und Siegfried Lenz, von Hubert Fichte bis Elfriede Jelinek waren fast alle zur Stelle, aus dem Ausland auch Elias Canetti, Allen Ginsberg oder Inge Feltrinelli. Heute mögen die Gesellschafterverhältnisse gewechselt haben, in Berlin auch der Ort: von der wohnzimmerhaften, von Helma Kieseritzky und Thomas Kühne geleiteten Buchhandlung in der Carmerstraße einmal quer über den Savignyplatz Richtung S-Bahn-Station.

Aber der schöne Geist der Literaturliebe, voller Kenntnis, Geschmack – und unbestechlich gegenüber Bestsellerrängen und Lesefastfood –, er ist geblieben. Hinzu kam eine im Design etwas zeitgeistigere Auffrischung durch den Umzug 2011 unter der neuen Ägide von Fürst, Iven, Dunker sowie ihren charmanten Mitbuchhändlerinnen Katja Priesnitz und Katharina Schwarze.

Geburtstagsausgabe von "Geistesblüten"

Nun wackelt die Bude fast im Minutentakt, es donnern die Bahnen über Köpfe und Bücher – doch ist deswegen noch keines aus den Regalen gefallen. Es rüttelt allenfalls die Geister wach. Und diese treiben auch immer wieder Blüten, tatsächlich „Geistesblüten“. Eben nämlich ist die Geburtstagsausgabe des gleichnamigen wunderbaren Magazins der Autorenbuchhandlung erschienen. Es kostet nichts, enthält Geschichte und Geschichten und exklusive Beiträge von Gila Lustiger, Eva Quistorp oder John Le Carré; dazu hat Christian Dunker Interviews mit internationalen Autoren geführt, etwa mit Petina Gappah oder Dmitrij Kapitelman. Das Jubiläumsprogramm glänzt so mit Autoren und ihren Interpreten. Zu den Vorlesern gehören Schauspieler wie David Kross (am heutigen Dienstag um 20 Uhr mit Dmitrij Kapitelman), Leslie Malton oder Hanns Zischler. Am 23. 9. stellt Regisseur und Autor Oskar Roehler den französischen Philosophen Didier Eribon mit dessen autobiografisch-zeitgeschichtlichem Essay „Rückkehr nach Reims“ vor. Alles Weitere unter: www.autorenbuchhandlung.com.

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