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Johannes Öhman und Sasha Waltz bei der Jahrespressekonferenz am 14. März

© dpa/Monika Skolimowska

Pläne des Berliner Staatsballetts: Frisch geheilte Wunden

Vor einem Dreivierteljahr protestierten die Tänzer noch gegen die neue Leitung. Jetzt präsentiert sich das Berliner Staatsballett harmonisch - und blickt in die Zukunft.

Der Antritt der neuen Intendanz am Staatsballett Berlin verläuft so unspektakulär wie nur möglich. Nachdem Johannes Öhman bereits im vergangenen Sommer sein Amt übernommen hat, um den vorzeitig abgetretenen Nacho Duato zu ersetzen, kommt diesen Sommer seine Co-Intendantin Sasha Waltz hinzu. Zusammen stellen sie ihren ersten Spielplan vor, der nicht mehr nur Übergang ist, sondern noch deutlicher die Richtung markieren will, in die die beiden das Staatsballett führen wollen. Viele Worte machen Waltz und Öhman dabei nicht, es herrscht keine Hochglanz-, sondern eine vorsichtige Arbeitsatmosphäre, beinahe so, als wolle man bloß keine alten Wunden aufreißen. Nach der Nominierung der Doppelspitze 2017 war ein erbitterter Kampf um die Identität der Compagnie entbrannt, die neben klassischem Ballett auch in den zeitgenössischen Tanz vorstoßen will. „Die Situation hat sich inzwischen komplett gewendet“, sagt Waltz. Die Motivation der Tänzer sei enorm, der Respekt vor den unterschiedlichen Schulen sehr groß. Auseinanderdividieren soll man die Compagnie nicht können, deshalb gibt Öhman auch nicht bekannt, wie viele der 93 Tänzerinnen und Tänzer speziell für zeitgenössischen Tanz ausgebildet sind. „Wir sind ein Staatsballett, das unterschiedliche Kompetenzen vereint.“ Überhaupt, die Größe der Compagnie: Die befristete Aufstockung auf 93 Stellen soll nach dem Willen des Führungsduos zur neuen Basis werden. „So viele brauchen wir mindestens“, betont Öhman und verweist auf 150 Stellen in Paris – oder gar 250 in Moskau.

Eröffnung mit "Plateau Effekt"

Und das soll unter Waltz und Öhman getanzt werden: Die erste Premiere der Spielzeit 2019/2020 wird „Plateau Effekt“ sein (6. 9. 19, Komische Oper), eine Choreografie, die der Niederländer Jefta van Dinther 2013 für das Cullberg Ballet schuf. Darauf folgt ein Triple-Abend mit zwei neuen Kreationen für das Staatsballett von Alexander Ekman und Sharon Eyal, ergänzt durch das Tanzstück „Sunny“ von Emanuel Gat (8. 12. 19, Staatsoper). „Dornröschen“ kehrt in der Stuttgarter Version von Marcia Haydée zurück, auch als eine Verbeugung vor einer großen Tänzerpersönlichkeit. Tschaikowskys Musik dirigiert Alondra de la Parra, mit der das Staatsballett auch in Zukunft planen möchte (15. 2. 20, Deutsche Oper). Die erste Arbeit von Sasha Waltz für das Staatsballett entsteht mit dem Komponisten Friedrich Haas, der damit sein erstes Werk für den Tanz schreibt. Die Partitur von „Sym-Phonie MMXX“ soll notierte Leerstellen für Stille und Licht enthalten. Mit dieser „Musik des Körpers“ will Waltz weiter an ihrem Porträt der Gesellschaft arbeiten. 20 bis 25 Tänzerinnen und Tänzer sollen dabei mitwirken, darunter viele mit klassischem Hintergrund. „Dieser Dialog wird meine Sprache beeinflussen“, glaubt Waltz (Uraufführung am 25. 4. 20, Staatsoper).

In den kommenden Jahren will sie jeweils im Wechsel neue Werke für das Staatsballett und ihre eigene Truppe kreieren. Als Plattform für neue Talente und Techniken soll das Format „Staatsballett kreativ“ in der Tischlerei der Deutschen Oper dienen. Wiederaufnahmen von „La Bayadère“, „Giselle“, dem Balanchine- Forsythe-Siegal-Abend, „Nussknacker“ und „Jewels“ komplettieren die Saison. Und ja: Publikumsliebling Polina Semionova bleibt dem Staatsballett als „Principal guest“ erhalten.

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