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Zu dritt liebt es sich besser - zumindest vorübergehend. Zhao Bing Rui, Shen Shi Yu und Yue Ye (v.l.) in "The Taste of Betle Nut".

© Berlinale/Panorama

China im Panorama: Die schmerzhafte Stille

Dreiecksverhältnisse in Umbruchszeiten: "The Taste of Betle Nut" und "Ciao Ciao" - zwei chinesische Filme im Panorama der Berlinale

Von Gregor Dotzauer

Zwei zweite Spielfilme aus der Volksrepublik China, die in einem Blutbad enden. Zwei Dreiecksgeschichten, über denen das Unglück lastet. Zwei Momentaufnahmen aus Umbruchszeiten fern der Metropolen. Damit hat es sich aber auch schon mit den Parallelen zwischen Hu Jias „The Taste of Betel Nut“ („Bing Lang Xue“) und Song Chuans „Ciao Ciao“.

Hu Jia hat seine ménage à trois auf der Insel Hainan im äußersten Süden des Landes angesiedelt. Ren Yu (Yue Ye) zieht mit einem mobilen Karaoke-Hänger durch die Lande, während sein Freund Li Qi (Zhao Bing Rui) seinen Lebensunterhalt als Pfleger und Publikumsclown in einem Delfinarium verdient. Die beiden fühlen sich sexuell zueinander hingezogen, sind aber offen genug, um der mädchenhaften Bai Ling (Shen Shi Yu) Zutritt zu ihrer Zweisamkeit zu gewähren. Ein nouvellevaguehafter Übermut prägt die Zeit ihres glücklichen Miteinanders zu dritt – bis Bai Ling Exklusivität von Ren Yu einfordert. Hu erzählt mit leichter Hand, stülpt seinen angenehm unspektakulären Beobachtungen allerdings einen spektakulären Mord- und Totschlag-Plot über, der seinem fragilen Bilderbogen ein zwanghaft tragisches Gewicht verleiht.

Was Song Chuan aus einem Dorf in der Provinz Yunnan am Fuß fast schmerzhaft grün aufragender Berge erzählt, bewegt sich ebenso unaufhaltsam auf eine Tragödie zu. Nur kommen die tödlichen Schicksalsmächte hier ganz aus dem eigenen Kräftefeld der Figuren. Ciao Ciao (Liang Xueqing) hat sich aus Kanton (im Chinesischen: Guangzhou) widerwillig ins Haus ihrer Mutter zurückbegeben, die einen schlecht gehenden Kiosk mit Maisschnapsausschank betreibt. Mit der ihr ins Gesicht geschriebenen Langeweile, der demonstrativ zur Schau getragenen Louis-Vuitton-Tasche und dem Handy, mit dem sie per WeChat Fluchtwünsche zur Freundin in der Elf-Millionen-Metropole absetzt, ist Ciao Ciao der sichtbarste Fremdkörper in einer Region, die weder Alten noch Jungen ein Auskommen bietet. Auf Drängen der Mutter lässt sie sich auf Li Wei (Zhang Yu) als Ehemann in spe ein, einen trinkenden Spieler, der den Unterschied zwischen Hure und Geliebter nicht zu kennen scheint.

So kommt ein aus Kanton zugereister Friseur als Zärtlichkeitsversprechen ins Spiel. Song pflegt einen hyperrealistischen Stil mit sorgfältig in die Tiefe gestaffelten Bildern. Grelle Farben kontrastieren die rauschhafte Schönheit der Landschaft, und die Sprachlosigkeit der Beteiligten nimmt ohrenbetäubende Dimensionen an.

„The Taste of Betel Nut“: 13.2., 20 Uhr (Cinemaxx 7), 14.2., 22.45 Uhr (Cinestar 3), 15.2., 20.15 Uhr (Cubix 8), 18.2., 22:30 Uhr (Cinemaxx 7); „Ciao Ciao“: 12.2. 22.30 Uhr (Cubix 7 & 8), 18.2., 14.30 Uhr (Cubix 9), 19.2., 20.30 Uhr (CineStar 3)

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