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Im Förderprogramm. Die italienische Pianistin Chiara Opalio.

© Grzegorz Rynski

Chiara Opalios Klavierrecital: Die Tasten erzählen Geschichten

Gefördert von András Schiff: Die italienische Pianistin Chiara Opalio spielt ein Klavierrecital im Konzerthaus.

András Schiff mag keine Wettbewerbe. „Musik ist kein Sport“, meint der Star-Pianist, „die Beurteilung einer Aufführung ist subjektiv.“ Es ist ja üblich, dass junge Musikerinnen und Musiker an zahlreichen Wettbewerben teilnehmen, um einem größeren Publikum bekannt zu werden. Anders soll es bei Schiffs aus seiner Abneigung gegen dieses Konzept ins Leben gerufenen Konzertreihe „Building Bridges“ ablaufen.

Schiff sucht pro Saison aus bis zu 100 jungen Pianistinnen und Pianisten drei aus, mit denen er dann ein individuelles Programm erarbeitet. Auch eine Art von Wettbewerb – nur mit weniger Regeln und der subjektiven Entscheidung eines einzigen Jurors.

Am Dienstagabend ist eine von Schiffs Auserwählten im Konzerthaus zu Gast. Die Pianistin Chiara Opalio beginnt mit Musik, die ihre italienische Herkunft widerspiegelt. Beethovens Variationen über das Duett „La stessa, la stessima“ aus der Oper „Falstaff“ von Antonio Salieri spielt sie wunderbar leichtfüßig. Sie hebt die Unterschiede in Dynamik, Tempo und Emotion bei den teils sehr kurzen Variationen hervor.

Und auch wenn Opalio im Programm schreibt, ihr Programm würde „der üblichen Virtuosität des Klavierrepertoires fernbleiben“, kommt diese nicht zu kurz. Gerade Busonis „Sonatina Seconda“ verlangt ein nicht geringes Maß dieser Qualität. Opalios Spiel mit den Klangfarben fesselt, bedrohlich dröhnenden Bassläufen stehen zerbrechliche, zarte Töne gegenüber. Die Kunstfertigkeit wird aber aber nie zum Selbstzweck, ihr spannungsreiches Spiel erweckt den Eindruck, als ob sie mit ihrem Instrument Geschichten erzählt.

In der entspannten Atmosphäre des Werner-Otto-Saals können sie sich perfekt entfalten. In einem Halbkreis sitzt das Publikum um den Flügel herum, auf runden Tischen stehen Wein oder Bier. Mit der Sonate A-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach folgt das unspektakulärste Stück des Abends, bevor Opalio nach einer kurzen Pause bei den „Vier Balladen“ op. 10 von Brahms noch mal alles gibt. Mit scharf gesetzten Kontrasten zwischen den einzelnen Stücken und ihrem Talent als Klangerzählerin gelingt Chiara Opalio der Brückenschlag zu ihren Zuhörerinnen und Zuhörern.

Elias Pietsch

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