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Kultur: Diese Woche auf Platz 1 Ry Cooder

„Mambo Sinuendo“

HITPARADE

Schon sein Name grenzt an Lautmalerei: Ry Cooder. Wenn man die Worte gedehnt ausspricht, klingen sie fast wie seine staubtrockenen Gitarren-Slides. Man kann sich dazu eine Wüste vorstellen durchzogen von einer Straße, die schnurgerade zum Horizont führt. Dass Ry Cooders Musik solche Bilder hervorruft, liegt daran, dass er Soundtracks für rund 20 Filme geschrieben hat; unter anderem für Wenders „Paris, Texas“, zu dessen Leib- und Magenmusikern er zählt.

Ry Cooder hatte den Blues schon in den Fingern, als er, 18jährig, mit Taj Mahal spielte. In festen Band-Besetzungen tauchte sein Name nur zeitweise auf. Cooder ist ein Sucher, den seine Klangforschungen hinaus in die Welt trieben. Er nahm grandiosen Afro-Blues mit Ali Faka Toure („Talking Timbuktu“) auf oder entdeckte den „Buena Vista Social Club“. Nun hat Cooder den Gitarristen Manuel Galbán ausfindig gemacht, eine Legende aus dem Havanna der Fünfzigerjahre, als amerikanische und kubanische Musiker sich gegenseitig innigst inspirierten.

In der offiziellen Media-Control-Verkaufsliste wird das gerade erschienene Album erst nächste Woche auftauchen – auch dort sicher auf den vorderen Plätzen. In den europäischen Worldmusic-Charts steht es schon diese Woche auf Platz eins. Diese Charts ( www.wmce.de ) werden monatlich von einer 50-köpfigen Jury aus 24 Ländern erstellt und in Berlin bei Radio Multikulti zusammengefasst. Sie repräsentieren also nicht Verkaufszahlen, sondern die Meinung von Radiomachern und Musikliebhabern. Aber durch ihre weltweite Verbreitung in unzähligen Zeitungen, Magazinen und Netzseiten schaffen sie Orientierung im Dschungel der sogenannten World Music – und verursachen damit auch schon mal einen Hit. So oder so: Ry Cooder und Manuel Galbán werden in den kommenden Wochen wohl in jeder In-Bar laufen und uns mit ihren melancholischen Mambos die Winterstarre vertreiben.

Ralph Geisenhanslüke

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