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Zender stand in zahlreichen Städten Deutschlands am Dirigentenpult

© dpa/Hermann Wöstmann

Update

Dirigent Hans Zender ist tot: Der Gedankenflieger

Er war ein Anwalt der Moderne und interpretierte Werke berühmter Komponisten virtuos neu. Jetzt ist der Dirigent Hans Zender im Alter von 82 Jahren gestorben.

Am besten war Hans Zender dort, wo er spielerisch blieb. In seinen „komponierten Interpretationen“ beispielsweise, wie er seine Technik nannte, Werke berühmter Komponisten auf eine sehr eigene Art zu überschreiben.

„33 Veränderungen über 33 Veränderungen“ nannte der Komponist seine Antwort auf Beethovens Diabelli-Variationen: Wo das Original nur ein Klavier benötigt, beschäftigt Zender ein ganzes Ensemble, außer seinen eigenen Tönen und denen von Ludwig van Beethoven gibt es auch noch eine halbironische Fuge à la Bach, Pianoklänge hinter verschlossenen Türen und ein Zitat aus Mozarts „Don Giovanni“.

In Freiburg hatte der 1936 geborene Wiesbadener neben Klavier und Komposition auch Orchesterleitung studiert. Und als Dirigent kämpfte und warb er dann unermüdlich für die zeitgenössische Musik, wurde zu einem einflussreichen Anwalt der Moderne, in Leitungspositionen am Theater Kiel und in Saarbrücken, als Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper und Chef des Radio-Orchesters im holländischen Hilversum.

In der Saison 2005/06 war er composer in residence beim Deutschen Symphonie-Orchester sowie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.

Komponieren als Abenteuer

Regelmäßig gespielt wird Zenders kompositorische Interpretation von Schuberts „Winterreise“, in seinen drei Musiktheaterwerken verschränkte er Raum und Zeit: „Stephen Climax“ bringt simultan den Säulenheiligen Simeon sowie Stephen Daedalus aus Joyces „Ulysses“ auf die Bühne, Don Quijote schickt Zender auf „31 theatralische Abenteuer“ und in der „Indianeroper“ Chief Joseph, uraufgeführt 2005 an der Berliner Lindenoper, geht es nach seinen eigenen Worten „um unseren Umgang mit der Natur, dem Wilden“.

„Ich begreife Komponieren als Abenteuer“, sagte er damals im Interview mit dem Tagesspiegel. „Ich will keine Städte bauen, in denen ein Werk aussieht wie das andere.“ Im Alter von 82 Jahren ist Hans Zender jetzt in Meersburg am Bodensee gestorben.

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