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Kunst-Rückgabe: Dresden sträubt sich

Die Erben des früheren sächsischen Königshauses Wettin stellen immer neue Forderungen nach Rückgabe von Schätzen aus den Staatlichen Kunstsammlungen.

Dresden - Nachdem 2006 Porzellane im Zentrum der Begehrlichkeiten standen, richtet sich der Fokus nun auf 139 Gemälde. Die Dresdner fürchten um ihre Sammlungen, die einen großen Reiz der Stadt ausmachen. "Wir können gern alle Museen schließen, um für die Wettiner Provenienzforschung zu betreiben", erklärte der Generaldirektor der Kunstsammlungen, Martin Roth, nicht ohne Sarkasmus. Seit zwei Jahren schon werde im Zuge des normalen Arbeitens in den Häusern nach der Herkunft von Kunstwerken geforscht.

Dabei erhält er Rückendeckung aus der Politik. Nach Ansicht der FDP-Landtagsfraktion kann nicht hingenommen werden, dass die Wettiner "mit stets neuen Ansprüchen die eigentliche Arbeit der Staatlichen Kunstsammlungen über Monate und Jahre erschweren, um dann zurück erhaltene sächsische Kunstschätze umgehend in ausländischen Auktionshäusern zu verscherbeln." Regierungschef Georg Milbradt (CDU) schweigt zwar zu dem Fall, doch die CDU im Landtag drückte auch bereits ihr Missfallen aus.

Anspruch auf Rückgabe der Kunstgüter

Die Wettiner, die zwischen 1945 und 1949 in der sowjetischen Besatzungszone enteignet worden sind, haben nach dem Ausgleichsleistungsgesetz von 1994 einen Anspruch auf die Rückgabe von Kunstgütern. Doch rechtliche Details interessieren die aufgebrachten Dresdner nicht. Sie sehen eher das, was nach einem Vertrag bereits in die Taschen der Erben floss. 1999 erhielten sie knapp 6000 Objekte sowie knapp 11 Millionen Euro Bargeld und Immobilien. Eine Öffnungsklausel ermöglichte den Wettiner-Erben ein weiteres Nachdenken über Sachsens früheren Glanz. 2006 meldeten sie Ansprüche auf 1800 Stücke aus der Porzellansammlung an. Das wird derzeit geprüft.

Die Regierung trage Mitverantwortung für die jetzigen Lage, weil sie den Vertrag nicht richtig ausgehandelt habe, kritisierte die Opposition. Dies bestritt das Finanzministerium. Eine Öffnungsklausel ermöglichte den Wettiner-Erben ein weiteres Nachdenken über Sachsens früheren Glanz. Beutekunst- Experte Christoph von Berg empfahl Sachsen jetzt direkte Verhandlungen mit den Wettinern und einen gütlichen Ausgang. "Jetzt muss man aufhören, Gabeln zu zählen." (Von Jörg Schurig, dpa)

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