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Duden mit 3000 neuen Wörtern: Für eine Handvoll Konsonanten
Das Standardwerk der deutschen Sprache listet in seiner 29. Auflage viele neue Wörter auf. Wo hat die Duden-Redaktion sie nur gefunden? Viele davon, etwa der Antigenschnelltest oder das Extremwetterereignis, sind Komposita.
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Das meistzitierte, im Prinzip unendlich erweiterbare Mehrfachkompositum der deutschen Sprache ist der Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän. In den Duden haben die 42 Buchstaben nur als Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft gefunden, wobei die zwischen 1829 und 1991 existierende österreichische Reederei, die sie benennen, nach dem heutigen Stand der Rechtschreibung einen Konsonanten – ein drittes f – gewonnen und den zweiten Bindestrich – vor Gesellschaft – verloren hat.
Die deutsche Sprache ist, gerade wo man ins Stocken gerät, eben in permanenter Bewegung. Mark Twain wusste jedenfalls genau, warum er in seinem Aufsatz über die „Awful German Language“ schimpfte, dass sich Französisch in rund 30 Tagen erlernen lasse, für das Deutsche aber 30 Jahre nötig seien. Und er erkannte messerklingenscharfgewetzt: „Manche deutschen Wörter sind so lang, dass man sie nur aus der Ferne ganz sehen kann.“
Wenn sich nun die 29. Auflage des mittlerweile vor allem online genutzten Duden damit brüstet, über 3000 neue Wörter aufgenommen zu haben, klingt das spektakulärer, als es ist. Viele davon, etwa der Antigenschnelltest, die Gasmangellage oder das Extremwetterereignis, sind solche Komposita.
Im Rahmen des immer schon Möglichen haben sie eine Wirklichkeit angenommen, die wie der Ukrainekrieg allerdings auch den Kontext dieser Jahre brauchen, um etwas Konkretes zu bezeichnen. Dazu kommen Markennamen wie ChatGPT oder in die Küche Eingewandertes wie das Sesammus Tahini.
Der relativ stabile Grundbestand des Deutschen, das auch regelmäßig Wörter ausscheidet, wird davon nicht berührt. Sprache ist Tradition, sie ist aber – ab sofort gibt es nur noch Thunfisch mit h – auch Konvention. Achtung: Auch das verpflichtende Komma vor erweiterten Infinitiven kehrt zurück.
All dies ist die Voraussetzung für eine gelingende Kommunikation, Debatten um Sonderzeichen wie das Gendersternchen eingeschlossen. Der hinter dem Duden stehende Rat für deutsche Rechtschreibung tut gut daran, sie aufzulisten, ohne sich zu positionieren.
Welcher sprachliche Reichtum sich im Idealfall aus diesem Regelwerk schöpfen lässt, steht auf einem anderen Blatt.
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