Kunst: Ein Heim für 300 Beuys
Mit dem Dornröschenschlaf im Heilbronner Kunstbetrieb soll es bald vorbei sein: 300 Werke des Künstlers Joseph Beuys aus einer Privatsammlung könnten aus den Städtischen Museen einen neuen Publikumsmagneten machen.
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Heilbronn - Der mögliche Bau einer neuen Kunsthalle - seit Jahren ein Thema in Heilbronn - rückt nun in greifbare Nähe, um für das Überraschungsgeschenk den passenden Rahmen zu schaffen. Erste Gespräche seien vielversprechend verlaufen, sagte der Heilbronner Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach, für den die Beuys-Sammlung "ein Glücksfall" ist.
Die Spitzen von Stadt, Stiftung und Museum versammelten sich im Heilbronner Deutschhof vor dem berühmten Filzanzug von Beuys aus dem Jahre 1970, um das Geschäft zu präsentieren, das wegen einiger Indiskretionen allerdings schon in den Tagen zuvor bekannt geworden war: Die Heilbronner Ernst-Franz-Vogelmann-Stiftung - von einem 2003 verstorbenen Unternehmer und Kunstmäzen gegründet - kaufte die Beuys-Sammlung einem Privatsammler aus Baden-Württemberg ab, um damit die Städtischen Museen aufzuwerten. Dabei wurde sogar ein Mitinteressent aus London überboten, der die Kunstwerke im Auftrag eines New Yorker Museums erwerben sollte.
Beuys war nur ein Mal in Heilbronn
Verbindungen zwischen Heilbronn und Beuys gibt es kaum. Nur ein Mal war Beuys in Heilbronn, als er 1946 mit einem Transport aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam. Aus Ärger über eine Streife, die ihn im Hauptbahnhof Heilbronn drangsaliert haben soll, legte Beuys - damals 25 Jahre alt - schließlich den Hauptstromschalter um und setzte so den ganzen Bahnhof außer Strom. Das Ereignis prägte später auch seine Werke. So entwickelte Beuys einen Stempel mit der Aufschrift Hauptstrom, der auf mehreren Arbeiten zu finden ist, auch auf den Neuerwerbungen für Heilbronn.
Die Sammlung mit einem Versicherungswert von knapp zwei Millionen Euro umfasst Druckgrafiken sowie die für Beuys typischen Auflagenobjekte - so genannte Multiples - aus den Jahren 1965 bis 1986. Nach Angaben von Museumsdirektor Marc Gundel gibt es weltweit nur noch zwei weitere so umfassende Beuys-Sammlungen mit diesem Schwerpunkt - eine im Kunstmuseum Bonn und eine, die 2006 für weit mehr als zwei Millionen Euro in die USA verkauft wurde. "Das Museum im Deutschhof bekommt mit Beuys eine wunderbare Strahlkraft", sagte Gundel - vorausgesetzt die Räumlichkeiten stimmten.
Neue Kunsthalle geplant
Vorerst sind die 300 Kunstwerke im Magazin der Städtischen Museen untergebracht. Bis die Öffentlichkeit sie zu Gesicht bekommt, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Die Stadtverwaltung hat inzwischen Gespräche mit dem Kunstverein Heilbronn über eine neue Kunsthalle aufgenommen, die Verein und Städtische Museen gemeinsam betreiben sollen. Gebaut werden könnten die neuen Räume auf dem Gelände der Veranstaltungshalle "Harmonie", wo der Kunstverein schon heute sein Domizil hat. Eine Ausstellungsfläche von rund 800 Quadratmetern hält Himmelsbach für "denkbar". Bis zum Sommer soll der Gemeinderat entscheiden.
Museumsdirektor Gundel schwebt vor, im Deutschhof künftig eine Beuys-Dauerausstellung zu zeigen und die neue Kunsthalle für Sonderausstellungen zu nutzen, bei denen Beuys ebenfalls eine Rolle spielen könnte. Zwar sei Heilbronn nicht gerade ein einfaches Pflaster für den Kulturbetrieb. Dafür erwarte er dank Beuys eine "positive Reibung". (Von Tanja Wolter, ddp)
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