
© Image by Anikó Boda
Eine Reise im Kreis : Fünf Anwärter auf den Artist-Preis in der BBA Gallery
Die BBA Gallery vergibt einen eigenen Kunstpreis und zeigt nun Arbeiten der Finalisten. Es ist eine Reise zwischen neuem Surrealismus und urbaner Realität.
Stand:
Was uns ins Auge fällt, nennt sich Wirklichkeit. Was sie im Inneren auslöst, bleibt Privatsache. Wie die Kunst über die Realität denkt und was sie zu wissen scheint, ist eine lange Geschichte, in die sich die neue Ausstellung der BBA Gallery reiht.
Der Name der Gruppenausstellung ist Programm: „Surreal Urbanities:Reimagined Realities“ zeigt fünf internationale Künstler und Künstlerinnen, die aus dem Finalisten-Pool des BBA-Artist Preises 2024 ausgesucht wurden und in den Räumen der BBA Gallery zwischen surrealistischen und realistischen Perspektiven wechseln.
Ein Ölbild des koreanischen Malers Nogang Lee lockt in die Galerie. Eine Ragdoll-Katze blickt nachdenklich in die Luft, über ihr öffnet sich eine Schriftrolle, die von einem Katzenmenschen und einer weiteren Katze bemalt werden. Lees Werke interpretieren die traditionelle koreanische Kultur neu und zeichnen sich durch das Zusammenspiel von animalistischen und botanischen Motiven aus. Ein Blick in sein Œuvre verrät, dass er eine Vorliebe für alles Katzenartige hat.
Das Arrangement der Werke in der Galerie führt von der Straße in eine Traumwelt. Dem britischen Künstler Trevor Burges diente ein in roséfarbene Plane gewickelter Gegenstand als Motiv für sein Bild. Materialien, die sich im Alltag nicht in den Sichtraum drängen, werden in Burges’ Serie „Stacks and Wrap-Ups“ zu Hauptdarstellern. Inspiriert vom städtischen Leben und der Bedeutung urbaner Räume schärft er den Blick fürs Unscheinbare und jenes, das sich womöglich darunter verbirgt.

© Image by Benet Dalmau Alsina
Die urbane Realität wird ergänzt durch Werke von melancholischer und harscher Natur. Der 20-jährige Luke Waterridge lässt in „Music in Memories“ Lieder und Erinnerungen verschwimmen. Fotografien, die durch eine Polaroid-Emulsion getrübt sind, zeigen Orte, die für den britischen Künstler durch bestimmte Songs magisch aufgeladen sind. Ein hölzernes Gartenhaus, der Besuch bei McDonald’s oder eine alte Lampe brennen sich dank der akustischen Begleitung in die Erinnerung.
Harte Kontraste gibt es bei den Baugerüsten des spanischen Künstlers Benet Dalmau Alsina. Seine Ölgemälde zeigen graue Straßen und Gebäude, versehen mit Gerüsten und Graffiti. Im Nebel der abendlichen Stadtkulisse schieben sich die Baukonstruktionen ins Geschehen. Die gräulichen Metallstangen wirken jedoch nicht störend, sondern ordnen sich in unsere Wahrnehmung der modernen Stadt ein. Die Härte der Konstruktion wird spürbar, doch ihr Anblick ist zugleich Gewohnheit.
Den Einstieg in die Welt der Fantasie kennzeichnet die ungarische Künstlerin Anikó Boda. Ihre traditionell figurativen Arbeiten dominieren den surrealistischen Kern der Ausstellung. Ihre größten Werke „Die Schatzinsel“ und „My Childhood“ erlauben einen Einblick in die Wahrnehmung ihrer inneren Träumereien. In einem Wirbel aus den verschiedensten Fantasie-Konstrukten fließen Landschaften aus Bilderrahmen, Bücher schlüpfen aus Eiern und ein Kind tritt als Cyborg auf. Es wird einem so manches Ergebnis einer generativen KI in den Sinn gerufen.
Gegen Ende wird der Traum unerwartet politisch. Isoliert von den anderen Werken präsentiert Boda eine Arbeit mit drei ungarischen Politikern, die sich auf einem Karussell jagen. Wütend kommen sie ihrem Vordermann nicht näher und pieksen ihn deshalb mit Buntstiften. Eine Reise im Kreis und kein Ende in Sicht. Im Hintergrund entdeckt man den Sonnenuntergang, von dem die Herren keine Kenntnis nehmen. Das ist dann wohl der Realitätsverlust.
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