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Kultur: Frau im Stress

PANORAMA

Der Film spielt in Tel Aviv. Also kommen vor: Auseinandersetzungen zwischen weltlichen und orthodoxen Juden, die Unterdrückung der Frau, Selbstmordattentate, Generationskonflikte. Die Protagonistin Michale (Asi Levi) hetzt von Termin zu Termin, überfordert als berufstätige Ehefrau, Mutter – und Geliebte. Eines Tages geht in dem Café, in dem sie sich mit dem Liebhaber treffen wollte, eine Bombe hoch. Fieberhaft sucht Michale die Krankenhäuser ab und vergisst dabei nicht zum ersten Mal, ihren kleinen Sohn vom Kindergarten abzuholen.

Michale lebt im Stress. Um so erstaunlicher die Ruhe des Films Avanim. Regisseur Raphael Badjari , der 1971 in Frankreich geboren, später auch in den USA tätig wurde, erzählt von den kleinen, nebensächlichen Momenten. Das Bombenattentat zeigt er nicht, stattdessen eine längere Einstellung, in der Michale einfach nur dasitzt und raucht. Und zunächst fühlt man sich an Patrice Chéreaus „Intimacy“ erinnert, wenn die Protagonistin und der Liebhaber im Hotelzimmer übereinander herfallen und die Kamera so hektisch an ihren Leibern entlangfährt, dass das Bild unscharf wird.

Die Figuren sind dagegen differenziert gezeichnet. Nur junge Vollbartträger kommen schlecht weg – lauter fanatische Frauen- und Fremdenhasser. Dafür ist Michalas kleiner Sohn ein Lichtblick: Er trägt nach dem Einkauf im Supermarkt ihre Tasche zum Wagen.

Heute 20.15 Uhr (Cinestar 3), 12.2. 21.30 Uhr (Zoo Palast), 13.2. 14 Uhr (Cinemaxx 7)

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