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Kultur: Freiluftminimalismus

Manche Musik verträgt nicht nur die Konfrontation mit den Umweltklängen einer Freiluftaufführung, sie scheint ihrer regelrecht zu bedürfen.So hätten die dem materialen Minimalismus verpflichteten Werke der Wandelweiser-Komponisten, die Antoine Beuger und Jürg Frey im Kunstschiff Anna zu Gehör brachten, im Konzertsaal kaum jene klangliche Poesie entfaltet, die ihnen im Laderaum des alten Schubschiffes an der Fischerinsel anhaftete.

Manche Musik verträgt nicht nur die Konfrontation mit den Umweltklängen einer Freiluftaufführung, sie scheint ihrer regelrecht zu bedürfen.So hätten die dem materialen Minimalismus verpflichteten Werke der Wandelweiser-Komponisten, die Antoine Beuger und Jürg Frey im Kunstschiff Anna zu Gehör brachten, im Konzertsaal kaum jene klangliche Poesie entfaltet, die ihnen im Laderaum des alten Schubschiffes an der Fischerinsel anhaftete.Geräusche von Passanten und ferne Stadtklänge traten etwa mit den von Beuger ruhig und an der Grenze zum Unhörbaren vorgetragenen Flötentönen aus Michael Pisaros "within (1)" (1996) in Dialog.Ob die Welt die Musik oder die Kunst den Alltag färbt, ist nicht mehr auszumachen.

Die "Acht Minuten" für einen Performer (1997) von Carlo Inderhees sind visuelle Musik.Frey schlägt am kleinen Tisch sitzend die leeren Blätter eines Buches um - nach Stopuhr genau Dauer und Einsatzrhythmus variierend.Kaum zu glauben, welche musikalische Expressivität darin liegen kann.Freys eigene "Zwei Stimmen" (1998) hingegen reihen emotionslos zehn Minuten lang ein- bis fünfsilbige Wörter einer poetischen Phantasiesprache aneinander, die, von konstanten Generalpausen getrennt, der Komponist und Beuger in unsicherem Unisono vortrugen.Manchmal schiebt sich ein Störwort in eine der Stimmen, und die Überlagerung verschiedener Wörter gebiert einen komplexen Sprachklang - verwirrende Wirkung einfacher Mittel.

Mit Beugers "third music for marcia hafif" (1994) wandte man sich schließlich wieder originär musikalischen Klängen zu.Die zwanzigminütige Fassung für Flöte und Baßklarinette des eigentlich zweistündigen Sextetts läßt eine ruhige, zufällig wirkende Folge isolierter, dynamisch ausgestalteter Klarinettenklänge dem dichteren, an differenzierten Misch- und Zischlauten reichen Flötensolo des Komponisten folgen.Im Kontext dieses Konzertes wirkt die unspektakuläre Faktur verblüffend ereignisreich, und man wünschte sich ein längeres Spiel der beiden sensibel agierenden Musiker und Komponisten, das dem Stück mehr Raum gäbe.

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