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Nazif Mujić mit seinem Silbernen Bären. Den Preis musste er später verkaufen.

© AFP PHOTO / ELVIS BARUKCIC

Fünf Jahre nach Berlinale-Triumph: Bären-Gewinner Nazif Mujić stirbt mittellos in Bosnien

Vor fünf Jahren war er der beste Schauspieler der Berlinale. Jetzt ist Nazif Mujić mit 48 Jahren gestorben. Er hatte vergeblich um Asyl in Deutschland gekämpft.

Fünf Jahre nach seinem Triumph bei der Berlinale ist der bosnische Schauspieler Nazif Mujić mit 48 Jahren in seiner Heimat gestorben. Der Gewinner des Silbernen Bären von 2013 sei am Sonntagmorgen tot in seinem Haus in dem nordbosnischen Dorf Svatovac aufgefunden worden, sagte Mujić Bruder Suljo der Nachrichtenagentur AFP.

"Gestern waren wir noch zusammen, es ging ihm gut, und dann ruft mich heute Morgen jemand an und sagt, dass er gestorben ist", sagte der Bruder des Verstorbenen. Die Beerdigung sei für kommenden Mittwoch geplant.Mujić war Diabetiker, auf Insulin angewiesen, und lebte mit seiner Familie in Bosnien in Armut. "Er war sehr besorgt wegen seiner materiellen Situation", sagte Suljo Mujić. "Im Januar hat er versucht, in Deutschland Lösungen zu finden, aber er ist zurückgekommen."

Mujić hatte vor fünf Jahren bei der Berlinale den Silbernen Bären für seine Rolle in Danis Tanović' Film "Epizoda u zivotu beraca zeljeza" (Aus dem Leben eines Schrottsammlers) erhalten. Er hatte sich in dem Film selbst gespielt. Die Macher des Filmfestivals reagierten bestürzt auf die Nachricht von Mujićs Tod „Mit großem Bedauern“ habe man davon erfahren, teilte die Berlinale am Abend mit.

Mujić ist Angehöriger der Minderheit der Roma und hatte nach seiner Auszeichnung im November 2013 einen Asylantrag in Berlin gestellt. Berlinale-Direktor Dieter Kosslick unterstützte Mujić bei dem Wunsch, in Deutschland zu bleiben. Die Festspiele besorgten eine Anwältin, um den Bosnier bei seinem Asylgesuch zur Seite zu stehen.

Kosslick hatte sich im Januar 2014 noch vorsichtig optimistisch gezeigt: Für Mujićs Aufenthaltswunsch sei "noch nicht das Ende der Tage" gekommen. Mujic befand sich zu diesem Zeitpunkt mit seiner Familie in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft. Doch die Behörden lehnten den Asylantrag ab.

Er verkaufte den Silbernen Bären

Nach seiner Rückkehr von der Berlinale 2013 wurde Mujić in seinem Dorf als Held empfangen. Doch der Ruhm verblasste schnell und der preisgekrönte Schauspieler fiel in Armut zurück. Mit Eisensammeln versuchte er, seine Frau und die drei Kinder - ein Sohn und zwei Töchter - zu ernähren. Damit verdiente er umgerechnet etwa 3,50 Euro am Tag.

2017 verkaufte er aus Geldmangel den Silbernen Bären für 4000 Euro an eine örtliche Bar. "Ich habe zuerst ein altes Auto verkauft, dann ein paar persönliche Sachen, dann war der Bär dran", erzählte er damals AFP.

Mujić hatte offenbar geplant, zur diesjährigen Berlinale zu reisen, um über sein Schicksal nach der Auszeichnung vor fünf Jahren zu berichten. Dafür habe er sich schon ein Busticket gekauft, sagte er. Die Berlinale startete am Donnerstag und geht noch bis kommenden Sonntag. (AFP, dpa)

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