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Kultur: Für immer 17

Charlize Theron in der Komödie „Young Adult“.

Damals in der Highschool war Mavis Gary (Charlize Theron) die unangefochtene Königin. Alle Mitschülerinnen wollten sie zur Freundin haben. Die Jungs lagen ihr zu Füßen. Sie war als blonder Feger in der ganzen Stadt berühmt und berüchtigt. Natürlich war Mavis nach dem Schulabschluss zu Höherem berufen. Sie zog nach Minneapolis und brachte es als Ghostwriterin für eine Teenagerromanreihe zu bescheidenem schriftstellerischen Ruhm. Aber in ihrer seelischen Entwicklung hat sich seit der Highschool bei Mavis kaum etwas getan. Sie läuft immer noch in einem „Hello Kitty“-T-Shirt herum und fühlt sich als ewiger Teenager – nur dass sie schon 37 ist.

Dann bekommt sie eine E-Mail von ihrer Jugendliebe Buddy Slade (Patrick Wilson). Im Anhang befindet sich ein Foto seines neugeborenen Babys. Während Mavis auf den Ausdruck des Bildes starrt, wächst in ihr der Entschluss, zurückzukehren nach Mercury, Minnesota, um sich zu holen, was ihr gehört. Dass der frischgebackene Vater sich nicht für seine alte Flamme interessiert, will Mavis auch nach dem ersten Treffen nicht wahrhaben, zu dem sie früh abends um sechs in vollem Diva-Outfit aufkreuzt, während Buddy ihr unrasiert und ein wenig übergewichtig gegenübertritt. Da helfen auch die gut gemeinten Ratschläge ihres ehemaligen Mitschülers Matt (Patton Oswalt) nichts, der früher der dickste Junge in der Schule war und derart zusammengeschlagen wurde, dass er heute noch am Stock geht. Auch er hat Mavis vergöttert und sie ihn keines Blickes gewürdigt. Vergeblich versucht er die Kreuzritterin der Liebe, die in ihren eigenen Teenagerromanwelten gefangen zu sein scheint, bei regelmäßigen Saufgelagen zur Vernunft zu bringen.

Nach „Juno“ haben sich Regisseur Jason Reitman und Drehbuchautorin Diablo Cody noch einmal zusammengetan. Ihr neuer Film „Young Adult“ wirkt wie ein passgenaues Gegenstück zu dem ersten gemeinsamen Werk. Während in „Juno“ im Körper der schwangeren jugendlichen Heldin eine alte Seele zu wohnen schien, verweigert sich in „Young Adult“ eine Enddreißigerin den Notwendigkeiten des Erwachsenenwerdens. Charlize Theron wirft sich mit Verve in die Rolle der in die Jahre gekommenen Abschlussballkönigin, deren Arroganz und Selbstbezogenheit in die Vereinsamung geführt hat. Der Film überzeugt vor allem durch seinen Erzählton, der immer scharf an der Grenze zum Zynismus entlangsegelt, seine Heldin ohne Mitleid behandelt, ihr keine Peinlichkeiten erspart und ihr dennoch nie die Zuneigung entzieht. Die pointierten Dialoge werden wirkungsvoll von den Off-Kommentaren kontrastiert, in denen aus Mavis’ schriftstellerischen Schmonzetten zitiert wird. Komik entsteht dabei aus den genau beobachteten Details. Martin Schwickert

In zwölf Berliner Kinos; OV im Cinestar Sony Center

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